Prophylaxen in der Intensivmedizin
Dieses Kapitel widmet sich den verschiedenen Prophylaxemaßnahmen in der Intensivmedizin.
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Prophylaxen in der Intensivmedizin Tobias M. Bingolda*, Martin Hoffmannb, Susanne Krotsetisb und Elke Muhlb a Klinik f€ ur Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland b Klinik f€ ur Chirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus L€ubeck, L€ubeck, Deutschland
1 Pneumonieprophylaxe 1.1 Einleitung Die Pneumonieprophylaxe in der Intensivmedizin ist f€ ur Patienten aufgrund einer deutlich erhöhten Morbidität, Letalität sowie f€ ur das Krankenhaus infolge deutlich erhöhter Therapiekosten von elementarer Bedeutung (Muscedere et al. 2008a). Ziel dieses Beitrags ist es, einen Überblick € uber die empfohlenen Maßnahmen zur Pneumonieprophylaxe auf der Intensivstation zu geben (Tab. 1). In Kap. ▶ Intensivtherapie bei Pneumonien ist die Pneumonie in allen weiteren Aspekten beschrieben.
1.2 Definition und Prävalenz der Pneumonie
Um die Effizienz einer Pneumonieprophylaxe € uberpr€ ufen zu können, ist es elementar, sowohl eine präzise Definition zu verwenden als auch Kennzahlen zur Überpr€ ufung des Wirkgrades. Die epidemiologische Definition einer krankenhausassoziierten Pneumonie (HAI) oder einer ventilatorassoziierten Pneumonie (VAP) ist primär zur statistischen Erfassung und nicht zur Beurteilung einer Therapiebed€ urftigkeit des einzelnen Patienten gedacht. Insbesondere ist es kein Ziel dieser Erfassung, die Vermeidbarkeit oder Unvermeidbarkeit einer Infektion zu beurteilen. Gemäß der in Deutschland empfohlenen Definition gelten Infektionen, die bereits bei der Krankenhausaufnahme vorhanden sind bzw. die sich in der Inkubationsphase befinden, nicht als HAI oder VAP. Ebenfalls werden Pneumonien nicht erfasst, wenn es sich um Komplikationen oder Ausbreitungen von bereits bei Aufnahme vorhandenen Infektionen handelt oder ein Erregerwechsel diagnostiziert wird, der keine neue Infektion nach einem klinisch freien Intervall darstellt (http://www.rki.de/). Über die Homepage des Robert Koch-Institutes (RKI) können die aktuellen, an die CDC (Center of Disease Control, Atlanta) adaptierten Definitionen heruntergeladen werden (http://www.rki.de/). Die Prävalenz der tiefen Atemwegsinfektionen in deutschen Krankenhäusern wurde mit 0,72 % im Jahr 1994 angegeben, die Prävalenz auf Intensivstationen war jedoch mit 9 % deutlich höher (Gastmeier et al. 1998). Sinnvoller ist es jedoch, die Device-assoziierte Infektionsrate zu erfassen (Pneumonien/1000 Beatmungstage). Diese beträgt im Jahr 2011 auf deutschen Intensivstationen 6,53 Ventilator-assoziierte Infektionen/1000 Beatmungstage (Geffers und Gastmeier 2011). In Deutschland besteht die Möglichkeit, die Inzidenz beatmungsassoziierter Infektionen € uber das KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System) zu erfassen und neben der eigenen VAP-Rate auch ein Benchmark mit anderen vergleichbaren Intensivstationen zu erhalten (Geffers und Gastmeier 2011; Gastmeier et al. 2011). Zur Implementierung einer verbesserten Pneumonieprophylaxe hat sich in einer Vielzahl von Studien die Einf€ uhrung eines Maßnahmenb€ undel
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