Pitfalls in der Interpretation von Schrittmacher-EKGs
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Schwerpunkt Herzschr Elektrophys https://doi.org/10.1007/s00399-020-00729-0 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
Carsten W. Israel · Sona Tribunyan · Malik Kalyani Klinik für Innere Medizin – Kardiologie, Diabetologie & Nephrologie, Evangelisches Klinikum Bethel, Bielefeld, Deutschland
Pitfalls in der Interpretation von Schrittmacher-EKGs Die Analyse von Schrittmacher-EKGs wird vielfach als komplex empfunden, da sowohl EKG-Kenntnisse als auch solche der Schrittmacherstimulation erforderlich sind. Daher führt das Auftreten eines Stimulationsartefakts im EKG beim auswertenden Arzt nicht selten zu Panikattacken, erkennbar an Rudimentärbefundungen wie „Schrittmacher-EKG, 60/min“ und ähnlichen Dokumentationen einer Kapitulation. Erschwerend hinzu kommt der Rat von Schrittmacherexperten, dass ohne exakte Kenntnis des Schrittmachertyps (1-, 2- oder 3-Kammer), des Herstellers und Modells mit all seinen Algorithmen und schließlich der Schrittmacherprogrammierung keine Aussage zum Schrittmacher-EKG gemacht werden könne. Letzteres trifft zwar prinzipiell zu, hilft aber im praktischen Alltag nicht weiter, wenn Schrittmacher samt Programmierung unbekannt sind, aber anhand des EKGs kurzfristig eine Aussage getroffen werden muss, ob der Schrittmacher für eine Symptomatik (Synkope, Palpitationen, Herzrasen, Dyspnoe etc.) verantwortlich sein dürfte oder nicht. Mit ein wenig logischem Denken kann man meistens auch in Unkenntnis des implantierten Systems und dessen Programmierung vieles erkennen. Wenn auf intrinsische P-Wellen bei 72/min in konstantem Abstand eine ventrikuläre Stimulation folgt, handelt es sich um einen 2-Kammer-Schrittmacher, der im VAT-Modus arbeitet, wenn einzelne P-Wellen bei 72/min nicht übergeleitet, sondern von einem atrialen Stimulus gefolgt werden, um intermittierendes atriales Undersensing. Wenn der stimulierte QRS-Komplex in V1 eine Rechtsschenkelblock-Morphologie zeigt, handelt es
sich um linksventrikuläre Stimulation, entweder bei einem System zur kardialen Resynchronisation oder akzidentell bei einem 2-Kammer-Schrittmacher, bei dem die Ventrikelsonde versehentlich durch ein persistierendes Foramen ovale in den linken Ventrikel implantiert wurde. Wenn regelmäßig nur 3 von 4 PWellen von einem Ventrikelstimulus gefolgt werden und die Vorhoffrequenz bei 125/min liegt, liegt wahrscheinlich eine künstliche 4:3-Wenckebach-Periodik an der maximalen Tracking-Frequenz vor. Wird der Ventrikel regelmäßig und unabhängig vom atrialen Rhythmus stimuliert, handelt es sich offensichtlich um einen ventrikulären 1-KammerSchrittmacher (VVI). Dies soll beispielhaft verdeutlichen, dass durchaus auch in Unkenntnis des implantierten Systems und dessen Programmierung viel über das Schrittmacher-EKG gesagt werden kann. Entscheidend ist ein systematisches Vorgehen: Nicht gleich auf das eine auffällige Detail abheben und spekulieren, sondern das ganze EKG von Grundrhythmus, Frequenz und Lagetyp über Zeiten bis zur Morphologie und Arrhythmien durchsehen (. Tab. 1). Und natürlich muss man auch als Ungläu
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