Politische Theorie und Ideengeschichte im Wissenschaftssystem

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Politische Theorie und Ideengeschichte im Wissenschaftssystem Peter Niesen · Armin Schäfer · Michael Zürn · Wolfgang Knöbl · Claudia Landwehr · Regina Kreide · Eva Marlene Hausteiner

© Der/die Autor(en) 2020

P. Niesen () Fachgebiet Politikwissenschaft, Universität Hamburg, Allende-Platz 1, 20146 Hamburg, Deutschland E-Mail: [email protected] A. Schäfer Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, Deutschland E-Mail: [email protected] M. Zürn Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Berlin, Deutschland E-Mail: [email protected] W. Knöbl Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg, Deutschland E-Mail: [email protected] C. Landwehr Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland E-Mail: [email protected] R. Kreide Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Deutschland E-Mail: [email protected] E. M. Hausteiner Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Deutschland E-Mail: [email protected]

K

P. Niesen et al.

Einleitung Peter Niesen

Politische Theorie und Ideengeschichte bilden historisch einen zentralen Pfeiler der Politikwissenschaft. Seit der Gründung der Disziplin in der Bundesrepublik sind sie fest in den Curricula verankert1 und waren bis an die Jahrhundertwende in allen modernen sozialwissenschaftlichen Instituten vertreten. Die Konsolidierung der Politikwissenschaft im Nachkriegsdeutschland entlang der Leitlinien der 1961 im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft verfassten „Denkschrift zur Lage der Soziologie und der Politischen Wissenschaft“ erfolgte über die fachliche und personelle Ausdifferenzierung in drei Bereiche: Politische Theorie und Ideengeschichte, Innenpolitik und Vergleichende Regierungslehre sowie Internationale Politik (Bleek 2001, S. 310–312). Doch während die beiden empirischen Teilbereiche schnell Aufwuchs erfuhren, stagnierte der theoretische Anteil. Selbst Institute mittlerer Größe führen heute Diskussionen darüber, ob sie Politische Theorie und Ideengeschichte weiterhin zu ihrem Kerngeschäft zählen wollen. Sie folgen damit einem Modell der Homogenisierung der Politikwissenschaft, das vor einer Generation an ansonsten angesehenen Instituten wie dem an der Universität Mannheim begonnen wurde, wo im Zuge einer Konzentration auf fachliche Stärken in der quantitativen Sozialforschung die verbleibende geisteswissenschaftlich angelegte Professur bei ansonsten starkem Aufwuchs gestrichen wurde (aus studentischer Perspektive vgl. Weber 2019). An der FU Berlin wurde zugunsten der Stärkung der Internationalen Beziehungen eine zentrale Theorieprofessur gestrichen. Anderswo wurden freiwerdende Professuren umgewidmet oder hybrid ausgeschrieben – für politische Theorie und/oder eine empirische Subdisziplin, wie in Stuttgart, Trier oder Leipzig (Ellersiek 2019), oder unter Absehung von Ideengeschichte und normativer Theorie gleich im Paradigma der rationalen Wahl angesiedelt, wie in Köln. Dort, wo Clusterausschreibungen mehrere politikwissenschaftliche Professuren gleichzeitig auf den Markt