Psychosoziale Therapien in der Psychiatrie

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REPORT


U. Gühne1 · S. Weinmann2 · Th. Becker3 · S. G. Riedel-Heller1 1

Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland 2 Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin, Deutschland 3

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Bezirkskrankenhaus Günzburg, Günzburg, Deutschland

Psychosoziale Therapien in der Psychiatrie Update der DGPPN-S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“ Ausgehend von einem biopsychosozialen Verständnis von Gesundheit und Krankheit kommt den psychosozialen Therapien neben somatisch orientierten und psychotherapeutischen Ansätzen in der Behandlung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen eine zentrale Bedeutung zu. Psychosoziale Therapien zielen darauf, die Möglichkeiten der Betroffenen für ein Leben im eigenen sozialen Umfeld mit einem Höchstmaß an Selbstbestimmung und umfassender Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erweitern.

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen im „Abseits“? Obgleich die Versorgung schwer psychisch kranker Menschen heute überwiegend gemeindenah stattfindet, erleben diese Menschen auch heute noch ein erhebliches Maß an Exklusion. In der Leitlinie wird diese Patientengruppe über die Dauer der psychischen Erkrankung (mindestens zwei Jahre) und über ein deutlich reduziertes psychosoziales Funktionsniveau definiert. Es wird geschätzt, dass zwischen 500.000 und 1 Mio. Menschen in Deutschland von einer schweren psychischen Erkrankung betroffen sind [10]. Die sozialen und beruflichen Teilhabemöglichkeiten der

Betroffenen sind häufig schon frühzeitig gefährdet [4, 8]. Arbeitslosigkeit und Frühverrentung sind vergleichsweise hoch [15, 17]. Die Betroffenen leben mit einem erhöhten Armutsrisiko gegenüber der Allgemeinbevölkerung und häufiger unter ungünstigen Wohnbedingungen [26]. Hinzu kommen deutliche Risiken erhöhter somatischer Komorbidität und Mortalität. Die Lebenserwartung ist um 10 bis 20 Jahre reduziert [27]. Die Mehrheit der Todesfälle lässt sich dabei auf somatische Erkrankungen – vor allem auf kardiovaskuläre Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Diabetes mellitus – zurückführen [19]. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zählen somit zu einer der vulnerabelsten Gruppen hinsichtlich sozialer Exklusion und tragen gleichzeitig an einer hohen psychischen und somatischen Symptomlast. Psychosoziale Therapien zielen ihrem Wesen nach auf eine verbesserte Teilhabe der Betroffenen und ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben im eigenen sozialen Umfeld. Die beiden zentralen Ansatzpunkte sind hierbei 4 die Verbesserung von Funktionen (z. B. soziale Funktionen) sowie 4 die Unterstützung zur Überwindung von Barrieren (z. B. durch Maßnahmen zur Teilhabe an Arbeit oder Unterstützung im Bereich Wohnen).

Im Folgenden werden ausgewählte Empfehlungen der aktualisierten S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“ der Deutschen Gesellschaft für Psychia