Anticholinergika: Kommt es zu geistigem Abbau?
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Vorsicht bei älteren Menschen!
Anticholinergika: Kommt es zu geistigem Abbau? Im fortgeschrittenen Alter sind Medikamente mit anticholinerger Wirkung möglicherweise kritisch zu sehen. Einer Langzeitstudie aus den USA zufolge beschleunigen sie bei gesunden älteren Menschen den Abbau von Gedächtnis und Sprache und erhöhen das Risiko für eine leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI). Bei Menschen, die genetisch oder ausweislich von Liquorbefunden als Alzheimer-gefährdet gelten, sind diese Effekte sogar noch verstärkt. Die Studienautoren vermuten als Ursache einen „Doppelschlag“ im basalen Vorderhirn. Die 688 Studienteilnehmer waren zu Beginn (Durchschnittsalter 73 Jahre) alle kognitiv unauffällig; sie wurden zehn Jahre lang mindestens einmal pro Jahr neuropsychologisch untersucht. 230 (33%) nahmen Medikamente mit anticholinerger Komponente (aCH+), durchschnittlich 4,7 Substanzen pro Person. Am häufigsten handelte es sich dabei um Metoprolol, Atenolol, Loratadin und Bupropion.
Erhöhtes Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung
Im Vergleich zu den Patienten ohne anticholinerge Wirkstoffe (aCH-) hatten die aCH+-Patienten ein um etwa die Hälfte höheres Risiko, im Lauf der Studie eine MCI zu entwickeln (HR = 1,47). Dabei war eine höhere anticholinerge Last mit einer höheren MCI-Inzidenz verknüpft. Die anticholinerge Last wurde anhand von anticholinergem Potenzial gemäß ACB-Skala und Dosierung der Medikamente berechnet.
28 CME 10 • 2020
Noch höher war die MCI-Gefahr, wenn die aCH+-Patienten zusätzlich Risikofaktoren für eine Alzheimerdemenz aufwiesen: Bei positivem ApoE4-Status war das MCI-Risiko 2,5-mal und bei erniedrigtem
Besonders Senioren mit Risikofaktoren sind unter anticholinerger Medikation anfällig für eine Alzheimererkrankung. Verhältnis von Beta-Amyloid zu PhosphoTau im Liquor sogar fast fünfmal so hoch wie bei Teilnehmern ohne Anticholinergika und ohne auffällige Alzheimer-Biomarker. In beiden Fällen war das kombinierte MCI-Risiko höher als beim Vorliegen der einzelnen Faktoren.
"Doppelschlag" bei positiven Alzheimer-Biomarkern
Dazu passend war bei den aCH+-Patienten ein steilerer Rückgang bestimmter
kognitiver Fähigkeiten festzustellen: Die 3-Jahres-Verluste bei Gedächtnis und Sprache waren größer als in der Gruppe ohne anticholinerge Wirkstoffe; die Exekutivfunktionen entwickelten sich dagegen ähnlich. Auch hier waren die nachteiligen Effekte stärker ausgeprägt, wenn die Patienten ApoE4-Träger waren oder einen auffälligen Liquorbefund hatten.
Interaktion zwischen Anticholinergika und Biomarkern
„Unsere Ergebnisse zeigen eine Interaktion zwischen Anticholinergika und Alzheimer-Biomarkern, die das MCIRisiko und den Abbau von Gedächtnis und Sprachkompetenz über das der einzelnen Risikofaktoren hinaus erhöht“, schreiben die Studienautoren um Alexandra Weigand von der University of California in San Diego. Die höhere Anfälligkeit von Älteren mit AlzheimerBiomarkern erklären sie mit einem möglichen „Doppelschlag“: Durch die Alzheimerpathologie komme es zu einem Untergang zentraler anticholinerger Neu
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