Ist es schwieriger geworden, schwanger zu werden?
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Fortbildung
Damit der Schwangerschaftstest endlich positiv ausfällt, zwängen sich viele Paare in ein unnötiges Korsett an Verhaltensregeln.
Moderne Zeiten
Ist es schwieriger geworden, schwanger zu werden? Christian Gnoth
Paare mit unerfülltem Kinderwunsch setzen sich heute selbst häufig stark u nter Druck, um perfekte Voraussetzungen für eine Schwanger schaft zu schaffen. Eine Untersuchung zeigt nun erstmals, wie sich Stress, Bagatellerkrankungen, Geschlechtsverkehr während der Implantationsphase oder andere Störfaktoren auf die Konzeptions wahrscheinlichkeit auswirken.
S
chnell schwanger werden, so wurde ein Artikel in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 16. Mai 2018 überschrieben [1]. Wie in vielen Artikeln dieser Art werden auch dort begünstigende oder störende Faktoren und Umstände auf dem natürlichen Weg zum Wunschkind erörtert. Denn ist die Entscheidung für ein Kind
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gefallen, rechnen viele Paare mit einem schnellen Erfolg. Dass das Alter der Frau eine große Rolle spielt, ist inzwischen allgemein bekannt; dieser Faktor fehlt in kaum einer Diskussion zu diesem Thema. In dem genannten Artikel werden jedoch auch andere Faktoren genannt, wie „Sex, Stress und Wandersagen“. Wissen-
schaftlich fundierte Aussagen bekommt man dazu aber nicht. Das mag auch daran liegen, dass es inzwischen zwar zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zur Bedeutung des richtigen Timings und Bestimmung des Konzep tionsoptimums gibt [2], jedoch wurde nie untersucht, inwieweit sich andere, günstige oder ungünstige Umstände auswirken können. Hier gibt es in der Laienpresse viele Mutmaßungen, die Paare mit Kinderwunsch leicht in ein Korsett von mehr oder weniger begründeten Verhaltensregeln zwängen. Ist es in unseren modernen Zeiten – abgesehen von der immer späteren Familiengründung – also schwieriger geworden, schwanger zu werden? Wie wirken sich denkbare, möglicherweise ungynäkologie + geburtshilfe 2020; 25 (S1)
günstige Umstände (Störfaktoren) auf die Konzeptionswahrscheinlichkeit in einem natürlichen Zyklus aus?
Konzeption früher und heute Die sogenannte altersspezifische Fruchtbarkeitsziffer ist die Zahl der Lebend geburten pro 1.000 Frauen in diesem Alter. Sie zeigt vor allem die bekannte Abhängigkeit der Fruchtbarkeit vom Alter als biologischen Faktor [3]. Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer ist die Summe der altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern geteilt durch 1.000 (= Geburtenrate/pro Frau) und spiegelt stärker den Einfluss gesteuerter Faktoren wie Zeitgeist, Gesellschaft und Kontrazeption wider (Fekundität). Durch den seit etwa 60 Jahren weit verbreiteten und oft langjährigen Gebrauch moderner Verhütungsmittel ist es schwierig, die natürliche Fertilität des Menschen zu bestimmen. Es muss daher auf Angaben für wenige, historische Populationen zurückgegriffen werden, die keine Kontrazeptiva angewendet haben [4]. Abb. 1 zeigt die altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern für in der Literatur gefundene niedrigste (untere Fruchtbarkeitsziffer) und höchste Werte (obere Fruchtbarkeitsziffer) aus vergleich
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