Die Rolle des Darmmikrobioms beim idiopathischen Parkinson-Syndrom

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REPORT


M. M. Unger1 · A. Becker1 · A. Keller2 · K.-H. Schäfer3 · A. Schwiertz4 · W. H. Oertel5,6 1

Klinik für Neurologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland Clinical Bioinformatics, Saarland University, Saarbrücken, Deutschland 3 Campus Zweibrücken, University of Applied Sciences Kaiserslautern, Zweibrücken, Deutschland 4 Institut für Mikroökologie, Herborn, Deutschland 5 Department of Neurology, Philipps University Marburg, Marburg, Deutschland 6 Institute for Neurogenomics, Helmholtz Institute, Neuherberg, Deutschland 2

Die Rolle des Darmmikrobioms beim idiopathischen ParkinsonSyndrom Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn, die sog. Darm-Hirn-Achse, und das Nervensystem des Darms haben in den vergangenen Jahren zunehmendes wissenschaftliches Interesse gefunden. Die Kommunikationswege zwischen beiden Organen sind vielfältig und finden sowohl über neuronale Verbindungen als auch über immunvermittelte Prozesse und die Ausschüttung von Signalmolekülen statt. Für die beiden letztgenannten Mechanismen spielen Darmbakterien eine wichtige Rolle, weshalb inzwischen auch häufig von der Mikrobiota-DarmHirn-Achse gesprochen wird. Zusätzlich könnten Darmbakterien auch für eine inflammatorische Komponente im Rahmen der Pathogenese des idiopathischen Parkinson-Syndroms mitverantwortlich sein. Neue Studien zeigen außerdem eindrucksvoll, dass Darmbakterien die Bioverfügbarkeit der oralen Medikation relevant beeinflussen können.

Magen-Darm-Trakt und idiopathisches ParkinsonSyndrom Die Verbindung zwischen dem Gastrointestinaltrakt und dem idiopathischen Wolfgang H. Oertel ist Hertie Senior Professor der gemeinnützigen Hertie Stiftung, Frankfurt/Main.

Parkinson-Syndrom (IPS) ist keine neue Erkenntnis; schonvorüber200 Jahrenhat James Parkinson Symptome einer Obstipation als Teil der Erkrankung in seinem „Essay on the shaking palsy“ beschrieben [40]. Gastrointestinale Störungen zählen zu den häufigsten und die Lebensqualität der Patienten stark beeinflussenden nichtmotorischen Symptome des IPS. Inzwischen haben wir ein besseres, wenn auch noch recht rudimentäres Verständnis davon, wie Gehirn und Darm Informationen austauschen. Das enterische Nervensystem (ENS) steht über den N. vagus mit dem zentralen Nervensystem in Verbindung. Neben der neuronalen Verbindung kommunizieren Gehirn und Darm aber auch über immunvermittelte Prozesse und die Ausschüttung von Signalmolekülen, wobei für diesen Kommunikationsweg Darmbakterien eine wichtige Rolle spielen: Das Darmmikrobiom (die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm und deren metabolische Fähigkeiten) kann so viele höhere Hirnfunktionen (wie Stimmung, Schlaf, Kognition . . . ) modulieren. Experimentelle Arbeiten zeigen, dass das ENS mit dem nigrostriatalen Dopaminsystem in direkter Verbindung steht: Beispielsweise führten im Tiermodell reduzierte zentrale Dopaminspiegel zu weniger Dopaminrezeptoren, aber zugleich zu höheren Dopamin- und niedrigeren Acetylcholinspiegeln im ENS [16]. Dieselbe Studie wies bei einer Läsion im nigrostriatalen dopaminergen System er-

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