Erkenntnisgewinn und Wissenstransfer in der Kontrakturprophylaxe

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REPORT


> Update Gelenkkontrakturprophylaxe

Erkenntnisgewinn und Wissenstransfer in der Kontrakturprophylaxe SIEGFRIED HUHN Kaum ein Thema in der klinischen Pflege hat nach wissenschaftlichen Untersuchungen ähnlich für Aufruhr gesorgt wie Kontrakturen. Bisher Bekanntes wurde verworfen, was bislang galt, als falsch eingestuft. Die Qualitätsprüfung durch den MDK musste umgeschrieben werden. Im Folgenden werden die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen zusammengefasst und untersucht, ob die Neuerungen zum Thema Kontraktur in Fachliteratur, Lehre und Praxis eingegangen sind?

» Gelenkkontrakturen sind ein häufig

auftretendes Problem bei alten Menschen in allen Bereichen der Pflege. Insbesondere wenn Pflegebedürftigkeit vorliegt und diese mit Mobilitätseinbußen und Multipathologie einhergeht, steigt das Risiko für Gelenkkontrakturen und deren Prävalenz (Amann 2009). In den Lehr- und Fachbüchern der Kranken- und Altenpflege werden über viele Auflagen hinweg die gleichen Vorgehensweisen zur Kontrakturprophylaxe beschrieben. Die Lehrpersonen in den Fachschulen haben sich an der vorliegenden Literatur und den eigenen Lerninhalten orientiert und dieses Wissen entsprechend an ihre Schüler weitergegeben. Im Wesentlichen werden dabei die großen vier Maßnahmen der Prophylaxe genannt (Bartozsek et al. 2014; Huhn 2011): ·· Regelmäßiges Durchbewegen der Gelenke ·· Dehnlagerung

Häufigkeit von Kontrakturen:

·· Knie- und Schultergelenk ·· Ellenbogengelenk ·· Handgelenk ·· Fingergelenke ·· Hüftgelenk ·· Sprunggelenk 22

Pflegezeitschrift 2017, Jg. 70, Heft 7

·· Lagerung in physiologischer Mittelstellung

·· Mobilisation (in den Stuhl)

Um dem Pflegehandeln einen ganzheitlichen Anstrich zu geben, finden sich in einigen Publikationen noch die Hinweise auf Aktivierende Pflege, Ressourcenorientierung oder auch Physiotherapie bis hin zu der Aufforderung, „Depression zu bekämpfen“, weil depressive Menschen bei Bewegungsverarmung ein höheres Kontrakturrisiko haben (Huhn 2011).

Das sagt die Pflegeforschung Daraus ergab sich ein Forschungsbedarf zur Klärung der Frage, ob die in der Literatur beschriebenen und bisher vorliegenden Interventionen der Kontrakturprophylaxe dem Anspruch an eine zeitgemäße, evidenzbasierte Pflege genügen? Dieser Frage sind 2011 verschiedene Untersucher unabhängig voneinander in systematischen Übersichtsarbeiten nachgegangen (Huhn 2011; IQP 2011; Scheffel, Hantikainen 2011). Nach Auswertung der verfügbaren Interventionsstudien und der wissenschaftlichen Literatur kommen die Autoren übereinstimmend zu dem Schluss, dass die in den Pflegeausbildungen gelehrten und in der Fachliteratur beschrieben Maßnahmen zur Kontrakturprophylaxe nicht auf Studi-

en beruhen und eher aus anekdotischem Wissen entstanden sind. Für keine der genannten Maßnahmen gibt es einen Nachweis zu deren Wirksamkeit, jedoch ausreichend Belege für deren Nichtwirksamkeit (ebd.). Auch wird in den Übersichtsarbeiten deutlich, dass es sich bei der Kontrakturentstehung um ein komplexes Geschehen handelt, dass zum Teil mit natürlichen altersbedingten Veränder