Gibt es ein Post-COVID-Syndrom?

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REPORT


Bernd Lamprecht Klinik für Lungenheilkunde, Kepler Universitätsklinikum GmbH, Linz, Österreich

© Der/die Autor(en) 2020 Redaktion H. Olschewski, Graz/Österreich

Für kritisch kranke COVID-19-Patienten könnte das Überleben der Akutphase evtl. nur die Bewältigung der ersten Etappe eines insgesamt langen und herausfordernden Weges sein. Körperliche, kognitive und psychologische Folgen sind realistisch, zumal dies bei SARS-1 und auch ARDS („acute respiratory distress syndrome“) in anderem Zusammenhang wiederholt beschrieben wurde. Gerade schwere Verläufe mit komplizierten Intensivaufenthalten und längeren Zeiten mechanischer Beatmung sind ein plausibler Risikofaktor für Folgeerscheinungen bzw. persistierende Symptome. Aber stellen residuale Symptome bei Patienten mit mikrobiologischer Normalisierung tatsächlich ein „Post-COVIDSyndrom“ dar? Unter dem aus dem Griechischen kommenden Begriff „Syndrom“ verstehen wir in der Medizin das Zusammentreffen bzw. gemeinsame Bestehen mehrerer Symptome. Dabei stellt der primär deskriptive Begriff eine gemeinsame Pathogenese der zugleich vorhandenen Symptome in den Vordergrund. Ein „Post-COVID-Syndrom“ würde also 2 Umstände bedingen: 4 einerseits das weitere Bestehen mehrerer Symptome nach Abklingen der akuten Krankheitsphase und 4 andererseits deren gemeinsame Ursache in der ursprünglichen SARSCoV-2-Infektion. Hier gilt es vorerst, folgende Frage zu beantworten: Welche Symptome sind in diesem Zusammenhang prinzipiell denkbar und in der Lage, ein Post-COVID-

Gibt es ein Post-COVID-Syndrom?

Syndrom zu begründen? Die Persistenz von Fatigue, Dyspnoe und neuropsychologischen Symptomen wird in Abhängigkeit der jeweiligen Studienpopulation sehr häufig berichtet, in 35 % bei ambulant behandelten COVID-Patienten [1] und in 87 % bei Hospitalisierten [2]. Dass kritisch kranke Patienten oftmals über einen längeren Zeitraum nach ihrer Krankenhausentlassung noch funktionelle Einschränkungen erleben, in vielen Fällen sogar über die Dauer von mehreren Jahren, ist nicht neu [3]. Vielen aktuellen Beschreibungen und Analysen von Residualzuständen fehlen jedoch die notwendigen Berücksichtigungen bzw. Adjustierungen für den gesundheitlichen Zustand vor der Infektion mit dem Coronavirus. Genau das aber wäre notwendig, um über ein mögliches Post-COVID-Syndrom belastbare Aussagen machen zu können. Jedenfalls wäre es erforderlich, eine klare Abgrenzung zwischen folgenden Umständen vorzunehmen: 1. Symptome bedingt durch eine persistierende chronische Entzündung, 2. Folgen eines Organschadens (akute Lungen- oder Nierenschädigung) und 3. unspezifische Folgen der Hospitalisation und sozialen Isolation (von ernährungsbedingter Anämie bis hin zum Muskelabbau).

Parallelen zu SARS

Beispielsweise könnten einfache Laboruntersuchungen durchaus beeinflussbare Hintergründe einer Fatigue identifizieren: Anämie, Vitamin-D-Mangel, Hypothyreose, Kortisoldefizit, chronische Nierenerkrankung [4].

Diese Beschwerden ähneln in ihrer Kombination jenen, von denen auch Menschen mit dem chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) berichten. Für