Mehr Beratungen zur HRT!
- PDF / 163,034 Bytes
- 2 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
- 97 Downloads / 214 Views
Der Rede wert
Mehr Beratungen zur HRT!
D
urch die neue S3-Leitlinie „Periund Postmenopause“ wird die Kernaufgabe von Gynäkologinnen und Gynäkologen bei der Betreuung von Frauen in den Wechseljahren – nämlich eine gezielte Aufklärung zur Hormonersatztherapie (HRT) – kaum gefördert. Allgemein wird eine biologische Logik verkannt, auch wenn Sach-
Das Für und Wider einer HRT kommt in den Frauenarztpraxen häufig zu kurz.
verhalte anhand von Studien evident bestätigt werden können. Stattdessen wird von den Leitlinienautoren häufig auf fehlende randomisierte, kontrollierte und prospektive Studien hingewiesen. Diese sind jedoch kaum durchführbar, da sie mit einem großen Aufwand verbunden sind. Zusätzlich gibt es keine Lobby zur Finanzierung. Bei vielen Fragestellungen kämen zusätzlich noch ethische Probleme hinzu. Die Autoren der Women’s Health Initiative (WHI) glaubten Letzteres umgehen zu können, indem nur Frauen bis zum 79. Lebensjahr ohne klimakterische Beschwerden in die Studie aufgenommen wurden. Entsprechend unklare Ergebnisse kamen bei der Untersuchung heraus. Studien mit einem ähnlich fragwürdigen Konzept sollten aus diesem Grund nicht neu aufgelegt werden. Stattdessen lohnt der Rückblick auf frühere Beobachtungen, insbesondere bei Extremgruppen.
Leben nach der Menopause: ein neues Phänomen Noch vor 200 Jahren fielen bei den meisten Frauen Menopause und Lebensende in der Regel zeitlich zusammen. Auch heute noch ist das bei den Naturvölkern zu beobachten, deren Lebenserwartung um 40 Jahre liegt. Bei einer Menschheitsgeschichte, die circa zwei Millionen Jahre andauert, machen 200 Jahre einen Anteil von 0,1 Promille aus – ein sehr marginaler Wert. Deshalb hat das folgende Statement durchaus seine Berechtigung: Ein Hormondefizit ab der Menopause, das bei den meisten Frauen rund
54
Prof. Dr. med. Dipl. Psych. J. Matthias Wenderlein Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm
30 Jahre – bis zu einem durchschnittlichen Lebensende mit 82 Jahren – andauert, ist wider der menschlichen Natur. Die Autoren der S3-Leitlinie schweigen dazu.
Kastration ohne Substitution als persönliche Katastrophe In der Leitlinie steht auch nichts darüber geschrieben, bei wie vielen Frauen eine Beratung in Hinsicht auf eine HRT stattfindet. Nicht geklärt ist außerdem, ob es klinische Erfahrungen mit Frauen nach einer Kastration im fertilen Alter ohne Hormonsubstitution gibt. Der Autor konnte das „augenscheinlich“ erleben während seiner Weiterbildungszeit an einer universitären Frauenklinik: Frauen, die im Alter von 35 Jahren kastriert wurden, sahen 15 Jahre später nicht wie 50-Jährige, sondern wie 65-Jährige aus. Diese Voralterung betraf nicht nur die Haut, sondern auch die Körperhaltung bedingt durch Osteoporose, Herz-Kreislauf- und metabolische Erkrankungen, die internistisch behandelt wurden – ohne nennenswerte Verbesserung der Lebensqualität. Damals war die Unterlassung einer HRT kein Kunstfehler.
Wie früh sollte der Menopauseeintritt denn sein? Wie alt muss man heutzutage sein, um ohne Vorbehalte eine HRT verordnet zu bekom
Data Loading...