Weniger braucht mehr
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Peter Kapeller Abteilung für Neurologie, Landeskrankenhaus Villach, Villach, Österreich
Weniger braucht mehr Eine kritische Betrachtung der MSDiagnosekriterien (ARGE Neuroimaging der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, ÖGN)
Einleitung Die mannigfachen Revisionen der Multiple Sklerose(MS)-Diagnosekriterien bis zur letzten Version aus dem Jahre 2017 brachten die Möglichkeit einer Diagnosestellung der multiplen Sklerose nach erstmaligem klinischem Ereignis rein auf bildgebender Basis. Mit dem Nachweis von nur 2 Magnetresonanz Tomographie(MRT)-Läsionen gelingt die Bestimmung einer Dissemination in Ort und Zeit, wenn nur eine davon nach Applikation von Gadolinium Kontrastmittel aufnimmt, in der MRT. Damit verleitet die Stärke der MRT in der Diagnostik der multiplen Sklerose dazu eine vermeintliche Diagnose zu stellenund diese sogarzu therapieren. Die multiple Sklerose zeigt im neurologischen Alltag eine vielfältige Bandbreite ihrer Erscheinungsformen, im Extremfall findet sich beim sog. radio-
Tab. 1
logisch-isolierten Syndrom ein typisches MS-Bild in der Magnetresonanztomographie bei fehlenden klinischen Zeichen der betroffenen Person. Diese Bandbreite der Erkrankung führt zu der viel diskutierten und kontrovers beantworteten Frage: Ist der Nachweis von Dissemination in Raum und Zeit durch die Magnetresonanztomographie gleichzusetzen mit einer Diagnose der multiplen Sklerose? Je niedrigschwelliger die Diagnosekriterien der multiplen Sklerose formuliert und festgeschrieben sind, umso häufiger läuft man Gefahr, eine Fehldiagnose zu stellen. Daher sollten es sich die Befunder zu eigen machen, bei Patientinnen und Patienten, welche die Diagnosekriterien gerade einmal erfüllen, mehr an Hinweisen zur Diagnosesicherung zu fordern und die Ergebnisse noch kritischer zu hinterfragen, als bei der Diagnose dieser Erkrankung üblich. Des Weiteren soll-
te man sich bewusst sein, dass die MSDiagnosekriterien rein der Diagnosestellung dienen und eventuelle differenzialdiagnostische Überlegungen dabei keine Rolle spielen.
Ursachen und Folgen von Fehldiagnosen Die Differenzialdiagnosen der multiplen Sklerose sind vielfältig. Aufgrund der Häufigkeit unspezifischer Veränderungen der weißen Substanz in der MRT sind letztendlich seltene Differenzialdiagnosen in der Summe doch wieder häufig. Dies gilt v. a. für Folgeveränderungen aus dem vaskulären, entzündlichen oder metabolischen Formenkreis. Insbesondere die vaskulären oder vaskulär assoziierten Veränderungen spielen dabei eine große Rolle. Sogenannte „white matter lesions“, Veränderungen der weißen
Gültige Diagnosekriterien nach McDonald 2017 Zahl der Läsionen mit klinisch objektivem Benötigte Zusatzinformation Hinweis
≥ klinische Attacken
≥2
Keine
≥ klinische Attacken
1 (plus anamnestischer Hinweis auf eine frühere Attacke resultierend aus einer Läsion in einer definierten anatomischen Region)
Keine
≥ klinische Attacken
1
Dissemination im Raum, nachgewiesen durch eine zusätzliche klinische Attacke aus einer anderen ZNS-Region oder durch MRT
1 klinische Attacke
≥2
Dissem
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