Neurologische Komplikationen unter Immuncheckpointinhibition
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AGSMO-Fortbildung
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Immunvermittelte Nebenwirkungen können die gesamte Strecke des Nervensystems betreffen.
Immunvermittelte Nebenwirkungen
Neurologische Komplikationen unter Immuncheckpointinhibition Herwig Strik
Die Behandlung mit Immuncheckpointinhibitoren (ICI) gilt gemeinhin als gut verträglich. Dennoch können sie ein breites Spektrum so genannter „immun-related adverse events“ (irAE) hervorrufen, darunter auch neurologische irAE. Diese sind zwar selten, aufgrund ihres zum Teil lebensbedrohlichen Verlaufs benötigen sie aber b esondere B eachtung.
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ie Einführung der ICI in der vergangenen Dekade hat die Behandlung etlicher maligner Erkrankungen mit bis dato schlechter Prognose revolutioniert. Die derzeit verfügbaren Antikörper richten sich gegen CTLA-4 („cytotoxic T-lymphocyte antigen 4“), PD-1 („programmed cell death protein 1“) oder seinen Liganden PD-L1 („programmed cell death-ligand 1“). Durch die Blockade der Checkpointmoleküle wird die – durch die malignen
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Zellen getriggerte – immunonkologische Bremse gelöst und die T-Zellen können wieder aktiv gegen die Malignome wirken [1]. Sprechen Patienten auf die ICI-Therapie an, hat zumindest ein Teil von ihnen die Chance auf langfristige Remission. So liegt etwa die 5-Jahres-Überlebens rate bei Patienten mit nicht resezierbarem Wildtyp-BRAF-Melanom Stadium III/IV, die in erster Therapielinie mit dem Anti-PD-1-Antikörper Nivolumab
(3 mg/kg Körpergewicht [KG] q2w) behandelt wurden, nach einer aktuellen Analyse bei 39 % [2]. Mittlerweile werden ICI bei einer Reihe von Krebserkrankungen eingesetzt. Neben dem Melanom stehen ICI zur Behandlung von weiteren soliden Tumoren, wie dem nichtklein zelligen Lungenkarzinom, dem Nierenzellkarzinom, dem Urothelkarzinom,
Für die Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie (AGSMO) AGSMO im Internet: www.agsmo.de
Im Fokus Onkologie 2020; 23 (6)
kolorektalen Karzinomen, dem Magenkarzinom und Tumoren des gastroösophagealen Ü bergangs sowie dem Merkelzellkarzinom zur Verfügung, aber auch bei hämatologischen Erkrankungen wie dem Hodgkin-Lymphom oder dem mediastinalen großzelligen B-ZellLymphom. Schlussendlich wurde der Anti-PD-1-Antikörper Pembrolizumab tumoragnostisch bei hoher Mikrosatelliteninstabilität oder mangelhafter DNAReparatur zugelassen [3] Der hohen Effektivität der Checkpointinhibition stehen die immunvermittelten Nebenwirkungen (irAE) gegenüber, die beträchtlich sein können. Die genauen Mechanismen, die den irAE zugrunde liegen, sind nach wie vor nicht vollständig geklärt. Eine Rolle scheinen autoimmune Prozesse zu spielen [4]. Prinzipiell können alle Organe betroffen sein. Die am häufigsten beschriebenen irAE sind Hypothyroidismus (5,6 %), Pneumonitis (2,2 %), Colitis (0,7 %), Hypophysitis (0,3 %), und Hepatitis (0,2 %) [5]. Dabei treten irAE in der Regel mit zeitlicher Latenz auf. Viele entwickeln sich erst 3 bis 6 Monate nach Beginn der Therapie [5], manche erst nach einem Jahr. Eine genaue Selbstbeobachtung des Patienten sowie eine gute Pa
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