Osteoporotische Frakturen am proximalen Humerus
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l · A. Ellwein · C. Katthagen · C. Voigt Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Abteilung des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg, Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH, Hannover
Osteoporotische Frakturen am proximalen Humerus
Die proximale Humerusfraktur zählt nach den Frakturen der Wirbelsäule, der Hüfte und des distalen Radius zu der vierthäufigsten osteoporotischen Fraktur [3, 35]. Sie macht etwa 4–5% aller Frakturen aus [1]. Osteoporotischer Knochen ist durch eine verminderte Knochendichte und Knochenqualität gekennzeichnet [3]. Im Gegensatz zu jüngeren Menschen reichen daher bei älteren Menschen direkte Stürze auf die Schulter aus Standhöhe aus (sog. „Niedrigenergietraumen“), um zu einer Fraktur zu führen. Da die Osteoporose mit steigendem Alter zunimmt, folgt die Altersverteilung der proximalen Humerusfrakturen einer exponenziellen Funktion: im Alter von 40 bis 84 Jahren bei Frauen und von 60 bis 89 Jahren bei Männern [13]. Insgesamt sind über 70% der Patienten mit proximalen Humerusfrakturen älter als 60 Jahre [25]. Neue Erkenntnisse der Frakturmorphologie mit einer einheitlichen Klassifikation, neue Studien zu konservativen Therapie und verbesserte Nagel-/Plattensysteme sowie der „Einzug“ der inversen Schulterprothese optimieren die Therapie insbesondere beim osteoporotischen Patienten. Die Kombination aus steigender Lebenserwartung und erhöhtem Risiko älterer Menschen für proximale Humerusfrakturen führte in der finnischen Bevölkerung zwischen 1970 und 2002 zu einem Anstieg der Inzidenz von 32/100.000 auf
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Der Chirurg 10 · 2012
105/100.000 [25]. Dabei ist das Durchschnittsalter von 73 auf 78 Jahre angestiegen. Anhand dieser Daten wurde eine Verdreifachung der Inzidenz bis 2030 prognostiziert. Dies konnte in aktuelleren Daten jedoch nicht bestätigt werden. Seit Mitte der 1990er Jahre ist ein stabiles Plateau erreicht und der prognostizierte Anstieg ist nicht eingetreten [11]. Die genauen Ursachen hierfür sind nicht bekannt. Es wird ein verbesserter Gesundheitsstatus, höhere Mobilität und ein geringeres Sturzrisiko vermutet.
Osteoporose am proximalen Humerus Bekanntermaßen sind Alter und weibliches Geschlecht Risikofaktoren für eine Osteoporose. Für den proximalen Humerus konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die Knochendichte mit zunehmendem Alter abnimmt [6, 19, 30]. Ab einem Alter von 70 Jahren liegen statistisch signifikante Unterschiede in der Knochendichte im Vergleich zu Jüngeren vor. Während Tingart et al. [30] und Hepp et al. [6] keine geschlechtsspezifischen Unterschiede nachweisen konnten, wurden von Lill et al. [19] bei Frauen über 70 Jahren signifikant niedrigere Knochendichterwerte gemessen als bei Männern desselben Alters. Im Hinblick auf eine mechanisch stabile Frakturversorgung ist die Knochenqualität am proximalen Humerus von Interesse. Im kranialen Abschnitt des Humeruskopfes in den medialen und dorsalen Anteilen konnte die höchste Knochenmineraldichte und Knochenfestigkeit nachge-
wiesen werden [19]. Zur Bestimmung der Knochendichte (BMD, „
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