Sakralnervenstimulation bei Spina bifida
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Ghrebawi Coloproktologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Ludmillenstift Krankenhaus, Meppen
Sakralnervenstimulation bei Spina bifida Anamnese
Diagnose
Wir berichten über eine 19-jährige Patientin, die sich Anfang Oktober 2012 in unserer proktologischen Sprechstunde vorstellte. Als Folge einer Spina bifida leidet die gehbehinderte Patientin seit ihrer Geburt unter einer kombinierten Harn- und Stuhlinkontinenz. Alle bisherigen fachärztlichen Maßnahmen zur Behandlung der Stuhlinkontinenz Grad III blieben erfolglos. Dazu zählen: Ernährungsmodifikation, stuhlregulierende Maßnahmen, Beckenbodengymnastik, BiofeedbackTraining. Zuletzt hatte die Patientin sich mit Vorlagen beholfen, jedoch mit deutlicher Einschränkung der Lebensqualität. Zur Vermeidung ihrer Überlaufinkontinenz (Kombination einer Urge-Symptomatik mit einer Harnretention) hat sich die Patientin seit einem Alter von 7 Jahren 4- bis 5-mal pro Tag selbst katheterisiert.
Diagnostische Teststimulation Nach ausführlicher Aufklärung auf einen Heilversuch hin entschied sich die Patientin zu einer diagnostischen SNS-Testung mittels peripherer Nervenevaluation (PNE). Die Technik der sakralen Neuromodulation ist ausführlich von Tjandra et al. [1] beschrieben. Unter Röntgendurchleuchtung wurden die Sakralforamina S3 und S4 identifiziert und anschließend ein PNE-Draht in S4 rechts unter Vollnarkose eingeschoben. Die motorische Antwort (Anuskontraktion) war dabei kaum erkennbar. Die Positionierung des PNEDrahts erfolgte hauptsächlich nach Röntgenlage, d. h. das PNE-Drahtende lag in der Nähe der ventralen Unterkante des Os sacrum.
Da die postoperative sensorische Antwort der Patientin gut war, wurde mit der subchronischen Teststimulation mit einem externen Stimulator (Screener 3625, Fa. Medtronic) über einen Zeitraum von 4 Wochen begonnen. Die Patientin verspürte die Sensation am Anus bei etwa 8 V. Nach Ablauf der Teststimulation ergab eine Auswertung des Stuhltagebuchs, dass sich die Inkontinenzepisoden um mehr als 50% gebessert hatten.
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Die Inkontinenzepisoden hatten sich um mehr als 50% gebessert Die Patientin konnte unter der Teststimulation auf den Selbstkatheterismus verzichten. Sie berichtete über eine signifi-
Befund Da es kaum Daten zur Anwendung der sakralen Neuromodulation (SNM) bei Patienten mit Spina bifida gibt, wurde zunächst ein neurochirurgisches Konsil veranlasst. CT-Aufnahmen des Os sacrum bestätigten, dass sich die Sakralforamina S3 und S4 beidseits trotz der Malformationen gut darstellen ließen und damit der übliche Zugang zu den Sakralnerven möglich sein sollte. Eine perianale Endosonographie zeigte sehr dünne Muskelschichten bei erhaltenem Levator ani. Ein Analsphinktertonus war kaum feststellbar. Abb. 1 7 Implantation der Tined-Lead-Elektrode auf S4 rechts coloproctology 2 · 2013
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Zusammenfassung · Abstract coloproctology 2013 · 35:141–143 DOI 10.1007/s00053-013-0347-3 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 A. Al Ghrebawi
Sakralnervenstimulation bei Spina bifida
Abb. 2 9 Postoperativer Situs nach Schrittmacherimplantation
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