Studie mit eineiigen Zwillingen

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REPORT


Multiple Sklerose

Studie mit eineiigen Zwillingen Die Zelltypen von Zwillingen unterscheiden sich kaum, jedoch Frühform der Multiplen Sklerose hat spezielles Muster. FF Eineiige Zwillinge, von denen

©©missty/stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

Quelle: www.unimuenster.de

einer an Multipler Sklerose (MS) erkrankt ist und der andere nicht, sind sehr selten zu finden. Neuroimmunologen aus München haben gemeinsam mit Kollegen von der Westfälische Wilhelms-Universität Münster Blutproben von 43 Zwillingspärchen analysiert. Sie suchten Antworten auf Fragen, wie „Gibt es bestimmte Kennzeichen im Immunsystem, die eine MS ausmachen – also so etwas wie die „Signatur“ der Krankheit?“ Das überraschende Ergebnis der Studie ist im Fachjournal PNAS veröffentlicht [1]. Wie das Team herausfand, unterscheidet sich die Zusammensetzung der einzelnen Zelltypen im Blut innerhalb der Paare kaum. Bei gesunden Zwillingspaaren wäre das nicht verwunderlich – teilen sie doch dieselben Gene und Umwelteinflüsse.„Aber auch die MS hat kaum Einfluss auf Signaturen im Blut“, so die Experten. Nur rund 1 % der Unterschiede zwischen Gesunden und Erkrankten ist tatsächlich durch die MS zu erklären. Angesichts der Schäden, die die heimtückische Krankheit am Nervensystem – und in Folge an Bewegung, Sprache und Denken – verursacht, ist das bemerkenswert. Zum Vergleich: Der Faktor Alter ist allein für 4 % der Unterschiede in der

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Zusammensetzung des ImmunzellNetzwerks verantwortlich.

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Nicht alle scheinbar gesunden Zwillinge waren frei von MSAnzeichen Doch eine wichtige Besonderheit entdeckten die Wissenschaftler: Nicht alle der scheinbar gesunden Zwillingsgeschwister waren tatsächlich frei von Anzeichen einer MS. Einige von ihnen zeigten unterschwellig Hinweise auf diese Entzündung des zentralen Nervensystems auch dann, wenn die Krankheit gar nicht ausgebrochen war. „Diese Menschen mit einem möglichen Vorläuferstadium der MS müssten den Patienten mit diagnostisch erwiesener Erkrankung ja eigentlich in ihrer Immunzell-Zusammensetzung ähnlicher sein als die ganz ohne Krankheitshinweise“, erläutern die Autoren. Aus der „Zwillingsforschung“ lernen Tatsächlich fanden die Wissenschaftler bei ihren Arbeiten innerhalb des DFGgeförderten Sonderforschungsbereichs TR128 „Multiple Sklerose“ eine Gemeinsamkeit: Eine deutliche Übereinstimmung fand sich insbesondere bei CD4-positiven Effektor-T-Zellen, die am Entzündungsprozess beteiligt sind. Diese spielen daher im Frühstadium der MS vermutlich eine wichtige Rolle. „Diese spannenden Ergebnisse sind wieder ein Beispiel, wie die „Zwillingsforschung“ überaus wertvolle Beiträge zum Verständnis der MS liefern kann“, sind sich die Autoren einig. Für die Entwicklung neuer Therapien ist diese Erkenntnis ebenfalls bedeutend: Multiple Sklerose muss nämlich so schnell wie möglich behandelt werden, da sie sonst irre-

versible Schäden hinterlässt. Potenziell könnten somit Medikamente, die CD4-positive Effektor-T-Zellen hemmen, Strategie zur MS-Prävention bei Risikokandidaten ei