Tango und Mikroprozesse in der psychoanalytischen Situation

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REPORT


Tango und Mikroprozesse in der psychoanalytischen Situation Angelika Zoubek-Windaus

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019

Zusammenfassung Die Beschäftigung mit der „leiblichen Dimension“ in der psychoanalytischen Arbeit und der asymmetrischen, aber eben doch wechselseitigen Einwirkung von Patient und Analytikerin aufeinander, stellt eine wichtige Weiterentwicklung beim Verständnis transformierender Prozesse in der analytischen Behandlung dar. Nach wie vor liegt der Fokus jedoch überwiegend auf den resonanten Reaktionen der Analytikerin auf den Patienten, während der Einfluss leiblicher Präsenz, der Körperempfindungen, Fantasien und generell der inneren Öffnungsbereitschaft aufseiten der Analytikerin zumeist weniger Aufmerksamkeit findet. Anhand der Beschäftigung mit dem Tanz und insbesondere mit dem Tango Argentino als improvisiertem Paartanz werden Parallelen zur mikroprozessualen Verständigung in der psychoanalytischen Situation nachgezeichnet. Es wird auf die gemeinsame und jeweils singuläre Kreation eines spezifischen Zusammenseins hingewiesen, welches die wechselseitigen (Körper-)Erfahrungen mit und in dem In-der-Welt-Sein mit anderen umfasst und damit sowohl an frühe Beziehungserfahrungen als auch an deren Möglichkeiten zur kreativen (Neu-)Gestaltung anknüpft.

Dr. med. A. Zoubek-Windaus () Länderweg 45, 60599 Frankfurt am Main, Deutschland E-Mail: [email protected]

K

A. Zoubek-Windaus

Tango and microprocesses in the psychoanalytic situation Abstract The content-related discussion on the bodily dimension in psychoanalytic work, which includes the asymmetrical but nevertheless reciprocal influence between patients and psychoanalysts, represents an important development in understanding transforming processes in psychoanalytic treatment; however, the attention still predominantly focuses more on the resonant reactions of the analyst to the patient than on the influence of the bodily presence, bodily sensations, fantasies and the willingness of the analyst to become open for subtle physical and atmospheric signals. Based on the same roots, parallels can be drawn from dancing, especially the Argentine tango as an improvised couple dance, to the microprocesses in the psychoanalytic situation as unique forms of creating a specific being together. This includes the reciprocal bodily experiences of being together with another in the world and consequently on early relationship experiences. By reactivating the old patterns and also undergoing a change within a new human encounter, transforming processes can be initiated by experiencing a creative dialogue. Die einfachen Dinge des Alltags künstlerisch sehen lernen: den Schlaf, das Gehen und Laufen – ein Zimmer – einen gewöhnlichen Satz; das Instinktive lesen lernen: trinken, sich spiegeln, mit sich sprechen – mithin neu sehen, was so oft gesehen wurde – aber nun an der richtigen Stelle. (Paul Valéry 2016, S. 300)

Auftakt Wie kommt man von der Psychoanalyse zum Tango, und was verbindet diese beiden so unterschiedlich erschein