Unseliger Sturz auf den Hosenverschluss
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GESCHICHTEN AUS DER PRAXIS
Was MMW-Leser erleben
Unseliger Sturz auf den Hosenverschluss
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Eine lyrische Fall-Studie
Abb. 1 Vom Sturz zerkratzte Gürtelschnalle.
© T. Michels
Heitere, ärgerliche und oft auch seltsame Erlebnisse prägen den ärztlichen Alltag. Schicken Sie uns Ihre Geschichten an: cornelius.heyer@ springer.com
Ein 76-jähriger Patient, selbst Arzt, war äußerst unglücklich aufs Trottoir gestürzt. Dieses Ereignis und die ungewöhnlichen Folgen beschrieb er später kriminalistisch-lyrisch wie folgt: Zum Zahnarzt gejoggt, gestolpert, gestürzt mit nach hinten wehenden Mantelschößen, die die Arme nicht nach vorn schnellen ließen, was den Fall auf den Boden besonders gewürzt,
Abb. 3 Dilatierte Gallengänge zwei Wochen nach dem Trauma.
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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (18)
© T. Michels
Metallstück am Hosenbund bewirkte eine Dünndarm perforation.
© T. Michels
Abb. 2 Dieses stumpfe
da der Kopf, ihn zu schonen, nach hinten gereckt, der Bauch auf das Äußerte vorgestreckt, die Gürtelschnalle das Trottoir trifft, was den Schnallenbügel schartig verrieft (Abb. 1), die Hosenbundlasche (Abb. 2) zusammenklemmt und eisern bis tief in den Dünndarm stemmt. Der Dünndarm, punktförmig dadurch lädiert, hält für Stunden noch stand, bis der Zahnarztbesuch seinen Abschluss fand, und er dann erst zweizeitig perforiert. Die nun einsetzenden Koliken führten zur Klinikeinweisung und zur Diagnose dilatierter Gallen gänge, verursacht durch die sturzbedingte Druckentleerung der Gallenblase. Außerdem wurde die Verdachtsdiagnose einer Dünndarmperforation gestellt. Der Patient wurde notfallmäßig operiert. Tatsächlich fand sich 210 cm hinter dem Treitz-Band ventral eine ca. 2 cm messende Dünndarmperforation, die zweireihig vernäht wurde. Der Fall weist gleich mehrere Besonderheiten auf. –Die – Aufschlaghöhe betrug nur 95 cm (Strecke der Gürtelschnalle zum Boden; kein freier Fall). –Der – lädierende Metallkeil war nur 1 cm tief (5 mm Gürtelschnallenbügel + 5 mm eingehakte Hosenbundlasche) und stumpf (8 × 12 mm messende Oberfläche der Lasche). –Die – Perforation war ventral lokalisiert. Normalerweise sind stumpfe Bauchtraumen durch Verkehrsunfälle bedingt. Durch die abrupte Abbremsung des Dünndarms kommt es deshalb meist zu Einrissen in mesenterial fixierten Abschnitten. –Der – Dünndarm perforierte verzögert erst anderthalb Stunden nach der Primärläsion. –Die – Dilatation der Gallengänge persistierte eine lange Zeit. Noch zwei Wochen nach dem Trauma war sie auf dem Sonogramm zu erkennen (Abb. 3). Erst vier Wochen später war sie mittels MRT nicht mehr darstellbar. Der postoperative Verlauf war komplikationslos; der Patient joggte am 8. Tag 8 km und lief am 16. Tag einen Halbmarathon.
Dr. Thomas Michels, Köln
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