Was steckt hinter dem Klopfen im Ohr?

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REPORT


BLICKDIAGNOSE

Was steckt hinter dem Klopfen im Ohr?

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© P. R. Issing

Eine junge, gesunde Patientin stellte sich mit einem klopfenden Ohrgeräusch vor. Ihr Hören war gut, und sie verspürte weder Schmerzen noch Schwindel. Sie hatte bemerkt, dass das Klopfen den gleichen Rhythmus hatte wie ihr Puls. Die Untersuchung ergab eine bemerkenswerte Anomalie.

Abb. 2  „Langer Streifen“: Messung der Impedanz der Trommelfelle

hinter dem rechten Trommelfell. Ebenfalls gut zu erkennen: Hammergriff (1), Chorda tympani (2), langer Ambossschenkel (3), Nische des runden ­Fensters (4).

Prof. Dr. med. Peter R. Issing Klinik für HalsNasen-Ohrenheilkunde, Kopf-, Halsund plastische ­Gesichtschirurgie, Klinikum Bad Hersfeld, Seilerweg 29, D-36251 Bad Hersfeld

© P. R. Issing

Abb. 1  Otoskopie: Rötliche, kugelige Raumforderung

© P. R. Issing

© P. R. Issing

über eine Minute mit zackenförmigen Ausschlägen der roten Kurve (rechtes Ohr) und glatter blauer Kurve (linkes Ohr).

Abb. 3  Felsenbein-CT:

Abb. 4  MR-Angiogramm: Weit

A. carotis interna (Pfeil) lateral der Cochlea (Stern).

Bei der Otoskopie stellte sich der Gehörgang regelrecht dar. Das Trommelfell war reizlos, intakt und transparent. Im Mittelohr ließ sich allerdings eine rötliche, pulsierende, kugelige Struktur erkennen (Abb. 1), die offensichtlich mit der Paukenabdeckung in Kontakt stand. Bei der Registrierung der Com­ pliance des Trommelfells („langer Streifen“) konnten pulssynchrone Impedanzänderungen objektiviert werden (Abb. 2). Wir fertigten daraufhin ein Felsenbein-CT (Abb. 3) sowie ein MR-Angiogramm des Schädels (Abb. 4) an,

lateral verlaufende A. carotis interna rechts.

auf denen sich ein atypischer Verlauf der A. carotis interna (ACI) direkt durch das Mittelohr zeigte. Unsere Patientin wurde aufgeklärt und beraten und konnte sich mit dem Phänomen arrangieren. Derartige anatomische Varianten haben an sich keinen Krankheitswert. Trotzdem ist es wichtig, über die Anomalie Bescheid zu wissen: Bei ärztlichen ­Manipulationen wie einer Parazentese oder einer Mittelohroperation sind in diesen Fällen fatale, ­lebensbedrohliche Blutungen möglich und auch ­bereits berichtet worden. ■

MMW Fortschr Med. 2020; 162 (16)

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