Republikanische Freiheit

Die republikanische Theorie wird gelegentlich als Antagonistin des Liberalismus bezeichnet, was nach der hier eingeführten Definition von Liberalismus falsch ist, da der Republikanismus dem Fundamentalprinzip der Freiheit folgt. Jener ist also einer desse

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Republikanische Freiheit

9.1

Nicht-Herrschaft

Freiheit als Status. Die republikanische Theorie wird gelegentlich als Antagonistin des Liberalismus bezeichnet, was nach der hier eingeführten Definition von Liberalismus falsch ist, da der Republikanismus dem Fundamentalprinzip der Freiheit folgt. Jener ist also einer dessen Spielarten. Republikanische Freiheit (als Begriff Pettit 2001; 2014), auch neorömische Freiheit genannt (Skinner 1998; 2002), ist eine Modifikation von negativer Freiheit. Sie geht über die negative Freiheit dahingehend hinaus, dass sie diese konstitutionalisiert: Negative Freiheit ist die Freiheit von Einmischung, republikanische Freiheit ist darüber hinaus die Garantie dieser Freiheit der Nichteinmischung (Carter 2016: Abschn. 3.2). Aus republikanischer Sicht ist die bloße Möglichkeit, dass ein Dritter Macht ausüben könnte, ein Einschnitt in die persönliche Freiheit (Pettit 1997: 577). Republikanische Freiheit ist somit bürgerliche Statusfreiheit. Evidenz ex negativo. Dadurch muss sich republikanische Freiheit von dem Begriff der negativen Freiheit als Abwesenheit intentionaler Einmischung („freedom from coercion“) lösen, da diese sich auf tatsächliche Handlungen bezieht, nicht auf mögliche Handlungen. Eine Person, die nicht bestohlen wird, ist negativ frei. Diese Freiheit ist dem Republikaner jedoch wertlos, weil sie die Möglichkeit des Diebstahls nicht ausschließt bzw. nicht unter Androhung einer Strafe stellt. Folgt man dem Konzept negativer Freiheit, ist der Sklave frei (oder freier), solange sein Meister gnädig (oder gnädiger) ist: to be a free person is to enjoy the rights and privileges attached to the status of republican citizenship, whereas the paradigm of the unfree person is the slave. © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 D. Peranic, Grundeinkommen und Freiheit, RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft, https://doi.org/10.1007/978-3-658-32294-6_9

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Republikanische Freiheit

Freedom is not simply a matter of non-interference, for a slave may enjoy a great deal of non-interference at the whim of her master. What makes her unfree is her status, such that she is permanently liable to interference of any kind. Even if the slave enjoys non-interference, she is (…) ‘dominated’, because she is permanently subject to the arbitrary power of her owner. (Carter 2016: Abschn. 3.2)

Freiheit als Abwesenheit von Herrschaft. Die negative Freiheit ist in diesem Sinne willkürlich und situativ. Politische Freiheit beschreibt schließlich ein strukturelles Verhältnis und kein kontingentes Ereignis (Lovett 2017: Abschn. 1.2). Kontingenz bedeutet im obigen Beispiel, dass die Freiheit von der Stimmung des Sklavenhalters, dem Betragen des Sklaven usf. abhängig wäre. Strukturalität verweist im Gegensatz dazu auf die Bedingungen der Möglichkeit von Sklaverei. Bis hierhin kann festgehalten werden, dass eine Person in dem Maße republikanische Freiheit genießt, wie niemand anderes die Möglichkeit hat, sich willkürlich in