Verantwortung braucht Freiheit

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DER FREIE ZAHNARZT - Oktober 2020

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TITEL

Verantwortung braucht Freiheit Der Fünf-Punkte-Plan des FVDZ. Die Corona-Pandemie hat es deutlich gemacht: Die Politik regiert zwar zunehmend und mit immer neuen Regularien in die Zahnarztpraxen hinein, doch in der größten Gesundheitskrise hat sie die Zahnärzteschaft allein gelassen. Die Frage stellt sich also: Wie systemrelevant sind Zahnärzte und Zahnärztinnen tatsächlich in den Augen der Politiker? Oder aber umgekehrt: Wie relevant ist das System denn für die Zahnärzteschaft? AUTORIN: MARION MEYER-RADTKE

„D

ER ZAHNÄRZTESCHAFT IST VIEL ZUGEMUTET WORDEN IN DEM LETZTEN HALBEN JAHR“,

sagte Harald Schrader, der Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), auf der Sitzung des Erweiterten Bundesvorstandes Anfang September in Bonn (ausführlicher Sitzungsbericht auf Seite 28). Als die Pandemie im März in Deutschland Fahrt aufnahm, als es so gut wie keine Schutzausrüstung mehr gab und andere in den Lockdown gegangen seien, habe die Zahnärzteschaft den Betrieb aufrechterhalten – trotz aller Widrigkeiten. „Wir haben in kürzester Zeit dafür gesorgt, dass die Mund­ gesundheit der sich uns anvertrauenden Patienten nicht den Bach runter geht“, sagte Schrader. „Das haben wir aus unserem ärztlichen Selbstverständnis heraus gemacht. Wir haben uns nicht in den Lockdown begeben, wir haben nicht zugemacht, wir waren für unsere Patienten da.“ Nicht da war dann allerdings die Politik für die Zahnärztinnen und Zahnärzte. Während alle anderen ärztlichen Gruppen mit Ausgleichszahlungen aus dem Krankenhausentlastungsgesetz bedacht wurden, wurde eine Gruppe explizit ausgespart: die Zahnmedizin. Auf einen offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erhielt der FVDZ keine Antwort. In den Verhandlungen mit den Körperschaf-

ten stand für die Zahnärzteschaft zunächst ein Einnahmeausgleich von 30 Prozent im Raum – was nach Auffassung des FVDZ und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) auch schon zu wenig war (beide forderten eine Beteiligung der Krankenkassen mit 50 Prozent am Einnahmeausfall) –, und am Ende eine Null: null Prozent Hilfe für Einnahmeausfälle in den Zahnarztpraxen. Das Einzige, was der Zahnärzteschaft angeboten wurde, war ein Darlehen – das allerdings schon in den Jahren 2021 und 2022 komplett zurückzuzahlen wäre. „Dass uns dann gesagt wurde: Ihr könnt die Verluste aus der Corona-Zeit ja durch Mehrarbeit ausgleichen – das ist der Gipfel der Unverschämtheit“, sagte Schrader. Und es sei ein perfider Vorschlag: Damit würden die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte aufgerufen, gegen das Budget anzuarbeiten, denn in Zeiten von Budget­ obergrenzen senke man damit langfristig den Punktwert. „Das lassen wir uns nicht gefallen“, erklärte Schrader. „Für uns ist der Punkt erreicht, wo wir uns fragen müssen, ob wir in so einem System noch unseren Beitrag zu leisten wollen.“ Der FVDZ-Bundesvorstand legte deshalb in Bonn einen Forderungskatalog mit dem Titel „Fünf gute Gründe für eine freiheitlich