Schwere Vitamin-D-Intoxikation
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hwere Vitamin-D-Intoxikation Ein Fallbericht Vo n L. Fr isc h k n e c ht u n d J. vo n R a ppa rd
Anamnese und B efunde Eine 58-jährige Patientin ohne internistische oder psychiatrische Vorerkrankungen stellte sich bei seit einer Woche persistierenden Kopfschmerzen, Nausea, Inappetenz und vermehrtem Durstgefühl auf der Notfallstation vor. Zusätzlich berichtete die Patientin über eine seit wenigen Wochen bestehende Leistungsminderung und depressive Verstimmung. Bei der Aufnahmeuntersuchung zeigte sich eine Patientin in leicht reduziertem Allgemeinzustand mit hypertensiv entgleisten Blutdruckwerten von 220/130 mmHg. Fokal-neurologische Ausfälle lagen keine vor und im Schädel-CT zeigten sich keine Hinweise für Pathologien. Laborchemisch fiel eine deutlich eingeschränkte Nierenfunktion mit einem Kreatinin von 258 µmol/l (Normwerte 44–80 µmol/l), mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR CKD-EPI) von 17 ml/min/1,73m2 auf. Des Weiteren zeigte sich eine Hyperkalzämie von 3,43 mmol/l (korrigiertes Kalzium; Normwerte 2,15–2,5 mmol/l) bei tiefnormalem Parathormon 15,3 ng/l (Normwerte 15–65 ng/l). Der 25-OHVitamin-D- sowie der 1,25-OH-Vitamin-D-Spiegel zeigten sich mit 1523 nmol/l (Normwerte 50–150 nmol/l)
Dr. med. Dr. sc. Lukas Frischknecht, Dr. med. Joscha von Rappard: Klinik für Innere Medizin, Hirslanden Klinik St. Anna, Luzern, Schweiz This article is part of a supplement not sponsored by the industry. MMW Fortschritte der Medizin 2020 . S7 / 162
respektive 475 pmol/l (Normwerte 48– 190 pmol/l) deutlich erhöht. Hinweise auf eine granulomatöse Erkrankung lagen keine vor. Auf erneutes Nachfragen gab die Patientin an, seit einem halben Jahre auf Empfehlung einer Freundin, welche das Buch „Hochdosiert“ von Jeff Bowles gelesen habe, aus Überzeugung eine hochdosierte Vitamin-D-Stosstherapie anzuwenden (täglich 100.000 IE Cholecalciferol). • Diagnose: schwere Hyperkalzämie bei Vitamin-D-Intoxikation
Therapie und Verlauf Initial wurden eine antihypertensive Therapie mit Doxazosin und Amlodipin sowie eine intravenöse Volumengabe mit 2 l Ringerlactat und peroraler Flüssigkeitszufuhr von mindestens 3 l kalzium armer Flüssigkeit pro 24 h eingeleitet.
Nach Ausgleich des Volumendefizites erfolgte eine Therapie mit Schleifendiuretika sowie eine kalziumarme Diät. Hierunter kam es zu einer Zunahme der Kalziurese und einem raschen Absinken des Kalziumspiegels im Serum auf unter 3 mmol/l. Zur Inhibierung der Kalziumresorption aus dem Knochen erhielt die Patientin bei immer noch schwerer Nierensinuffizienz zudem einmalig 60 mg Denosumab s.c. Trotz sonografisch und computertomografisch fehlendem Nachweis einer Nephrokalzinose verbesserte sich die Nierenfunktion anfänglich nur wenig und die Blutdruckwerte blieben hyperton bei systolischen Werten zwischen 140 und 160 mmHg. Klinisch war die Patientin jedoch beschwerdefrei. Die repetitiven Bestimmungen des 25-OH-Vitamin-D-Spiegels bestätigten
Z U S A M M E N F A S S U N G Eine 58-jährige Patientin stellte sich notfallmäßig mit einer symptomatischen, hypertensiven Krise,
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