SEIDE IST WIE NICHTS UND NICHTS IST WIE SEIDE

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SACAM

SEIDE IST WIE NICHTS UND NICHTS IST WIE SEIDE Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seide steht – wie kein anderer Begriff – seit dem Altertum als Synonym für China. Seide heißt in der chinesischen Sprache „si“, davon abgeleitet war in der Antike die Bezeichnung „Seres“ für China geläufig, die Bewohner des Seidenlandes wurden „Serae“, also Seidenleute genannt. Das mittellateinische Wort für Seide lautet „Seta“. Die heutige Seide stammt ausschließlich von Bombyx mori, dem domestizierten weißen Maulbeerspinner, der sich – wie der Name sagt – ausschließlich von Maulbeerblättern (Morus) ernährt. Der Ursprung der Seidenraupenzucht in China geht der Legende nach auf die 3 legendären Urkaiser Fu Xi, Shen Nong und Huang Di zurück, welche um das 3. Jahrtausend v.Chr. gelebt haben sollen. Die Gattin des Gelben Kaisers Huang Di namens Xi Ling, auch Leizu genannt, soll dem Volk die Zucht von Seidenraupen, die Gewinnung von Seidenfäden durch Abhaspeln von den Kokons und das Weben von Seidenstoffen beigebracht haben. Sie wird heute noch als „Seidenraupengöttin“ (Cangu shengmu) verehrt. Anhand dieser Chronologie der Urkaiser errechnete man für die Entstehung der Seide eine Zeit zwischen 2700 und 2600 v.Chr. Bei Ausgrabungen in Qianshanyang in der Provinz Zhejiang wurde Fragmente von Seidenstoffen gefunden – und siehe da! Diese konnten mittels Radiocarbondatierung tatsächlich auf die Zeit um 2650 v.Chr. datiert werden. Seidenfasern sind extrem reißfest, angeblich 5-mal so fest wie die Kunstfaser Kevlar, aus welcher kugelsichere

Abb. 1: Der Seidenspinner Bombyx mori in seinen Entwicklungsstufen: adulte Form (links männlich rechts, weiblich), Seidenraupe, Kokon, Puppe (aus: Schulnaturgeschichte 1891, Hubert Ludwig © Gemeinfrei) 6

Westen gefertigt werden. Der Seidenspinner ist ein ca. 38 mm großer, weißer oder perlgrauer Nachtfalter aus China. Nach der Paarung, die bis 12 Stunden dauern kann, stirbt das Männchen (Kunststück!) und die Weibchen legen 400 Eier. Nach dem Überwintern schlüpfen die Seidenraupen, englisch silkworm genannt, welche sich insgesamt 4-mal häuten und dieser Zeit das 40.000-Fache ihres Körpergewichts an Maulbeerblättern fressen. Von 2 mm wachsen die Räupchen dank ihrer Fresslust innerhalb eines Monats auf eine Länge von 9–10 cm. Die Schmatzgeräusche in einer Zuchtanlage tönen wie ständiger Regen. 30–35 Tage nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei beginnt die Raupe mit der Produktion der aus Proteinen bestehenden Seidensubstanz. Aus der an der Unterlippe gelegenen Spinnwarze tritt der Seidenfaden aus, der sich sofort an der Luft erhärtet. Mit gezielten Kopfbewegungen wickelt die Raupe Windung um Windung in 8er-Touren von außen nach innen um sich herum, bis sie vollständig von einem dichten Seidengespinst, dem Kokon eingehüllt ist (Abb. 1). Nach 8 Tagen schlüpft der fertige Schmetterling, indem er den Kokon durchbeißt, was natürlich die Qualität der Seide beeinträchtigen würde. Um das zu verhindern, werden die Kokons in kochendes Wasser geworfen, was gleichzeitig die Puppe abtötet und den Klebestoff auflöst, der die Fäd