Verbesserte Pneumoniediagnostik mit POC-Tests

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REPORT


Viral oder bakteriell?

Verbesserte Pneumoniediagnostik mit POC-Tests

Ob Bakterien oder Viren in die Lunge vorgedrungen sind, sagt ggf. der CRP-Wert aus.

Die ambulant erworbene Pneumonie („community-acquired pneumonia“, CAP) erfordert eine rasche antimikrobielle Therapie. Jedoch soll Antibiotika-Übergebrauch vermieden werden und die Unterscheidung bakterieller von viral bedingten CAP ist schwierig. Insgesamt müsse bei einem Viertel der ambulanten Pneumoniepatienten von viralen Ursachen ausgegangen werden, berichtete Prof. Evelina Tacconelli von der Universität Verona beim ERS. Jedoch können weder erfahrende Ärzte noch bisher entwickelte Künstliche Intelligenz-Algorithmen die mikrobielle Ätiologie einer CAP binnen weniger Stunden nach stationärer Aufnahme eines Patienten mit hoher Sensitivität und Spezifität bestimmen.

CRP-Wert hilft weiter

Mit der Anwendung des GRACE-Scores, der bei Patienten mit akutem Husten klinische Befunde mit dem CRP-Wert (> 30 mg/ dl) verbindet, lassen sich in der Primärarztpraxis zumindest ein niedriges, mittleres oder hohes Pneumonierisiko ermitteln. Besonders der CRP-Wert helfe, die Indikation für eine Antibiotikatherapie zu stellen, erläuterte Toccanelli. Nach eigenen Studien müsse das CRP aber über 50 mg/dl liegen, um eine über 70%ige Sensitivität und Spezifität für eine bakterielle Ursache zu erzielen. Serum-Procalcitonin-Spiegel scheinen nicht hilfreich zu sein. Dagegen haben für die Lungensonografie 27 Studien bei mehr als 4.500 Patienten eine Sensitivität und Spezifität von jeweils etwa 90 % für die Diagnose einer bakteriellen CAP ergeben. Und das, obwohl die Untersucher ein lediglich zweitägiges Training absol-

© Dr_Microbe / Getty Images / iStock

Akute Atemwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Gründen für inadäquate Antibiotikaeinnahmen und Resistenzentwicklung. Beim ERS diskutierten ­E xperten, wie die Pneumoniediagnostik optimiert werden könnte.

viert hatten, betonte Toccanelli. Die Sensitivität und Spezifität des Röntgen lag dagegen lediglich bei jeweils 67 %, erklärte sie.

Neues europäisches Projekt

Um der zunehmenden Antibiotika-Resistenzentwicklung entgegenzuwirken, ist das europäische Projekt Value-Dx ins Leben gerufen worden. Es handelt sich um eine Kooperation von 20 Universitäten, Organisationen und Institutionen mit sechs Entwicklern von diagnostischen Tests, erklärte Projektkoordinator Prof. Herman Goossens von der Universität Antwerpen beim ERS. Ziel ist es, diagnostische Strategien für eine personalisierte und evidenzbasierte Antibiotikaverordnung zu entwickeln. Außer entsprechenden Point-of-Care (POC)-Tests soll damit eine Infrastruktur zur Prüfung des individuellen Nutzens wie des Nutzens unter Public-Health-Aspekten geschaffen werden. Die POC-Tests sollen sowohl im ambulanten Setting wie auch in Notaufnahmen anwendbar sein. Entsprechende Studien laufen derzeit an. Weiteres Ziel ist es, innerhalb dieses europäischen Netzwerks diagnostische und klinische Standards zu definieren. Thomas Meißner Quelle: ERS international congress virtual, 7–9. September

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