Viele offene Fragen zur Impfung
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Meningokokken B
Viele offene Fragen zur Impfung Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut bleibt bei ihrer Position zur Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB): Sie gehört weiterhin nicht in den Katalog der Standardimpfungen. Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor Kinder- und Jugendliche, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, würde sich ein anderes Impfkonzept wünschen.
„Die Eltern eines verstorbenen oder in Folge der IME behinderten Kindes wird es nicht trösten, ob es denn eine häufige Krankheit ist oder nicht.“
Prof. Dr. med. Markus Knuf
? Ist die Entscheidung der STIKO zur
MenB-Impfung eine nachvollziehbare Entscheidung?
Knuf: Das kommt darauf an, aus welcher Position man die Entscheidung bewertet. Die STIKO ist dazu da, Impfempfehlungen vor allem mit Blick auf das „allgemeine, gesundheitliche Interesse der Bevölkerung unseres Landes“ abzugeben und hat dafür bestimmte, wissenschaftlich nachvollziehbare Kriterien entwickelt. Invasive Meningokokkenerkrankungen (IME) sind sehr selten (wenige Hundert Fälle pro Jahr), sodass man aus diesem Grund bezweifeln kann, ob 80 Millionen Menschen dagegen geimpft werden sollen. Ich glaube, dass die
STIKO hier sehr formalistisch vorgeht, auf der Basis von Fallzahlen, der sogenannten „number needed to vaccinate“, Nutzen, Kosten, Risiken und offene Fragen abwägt. Aus dieser Perspektive ist die Argumentation nachvollziehbar.
? Aus welcher Position nicht?
Knuf: Meine persönliche Position ist, dass ich die Entscheidung schwierig finde: Wir sind ärztlich tätig, um einzelne Patienten zu behandeln oder zu schützen (individuelle Perspektive), beispielsweise durch eine Immunisierung. Da kann ich es nicht gutheißen, dass man eine zwar seltene, aber fatale Krankheit hinnimmt, obwohl ein offenbar
© naumoid / Getty Images / iStock
Die Meningokokken-B-Impfung würde noch eine weitere Spritze bedeuten.
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Klinikdirektor Kinder- und Jugendliche, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden
– mit Blick auf Surrogatparameter – wirksames Präventionsinstrument zur Verfügung steht. Diejenigen, die in der Pflicht sind, die meist sehr kleinen Patienten mit einer IME zu behandeln, fragen sich, warum nicht allgemein gegen IME geimpft wird.
? Wie selten sind invasive Erkrankungen durch Meningokokken der Gruppe B?
Knuf: Bei Säuglingen, die am häufigsten betroffen sind, sind es ungefähr fünf Fälle pro 100.000 Einwohner. Pro Jahr sind es somit wenige 100 schwerwiegende invasive Fälle durch MenB. Das ist in der Tat ein sehr seltenes medizinisches Ereignis, aber häufiger als MenC-Infektionen. Es ist nicht schlüssig, dass wir in unserem Land gegen MenC-Infektionen impfen, nicht aber gegen MenB, mit dem Argument, diese Infektionen seien so selten. Die Eltern eines verstorbenen oder in Folge der IME behinderten Kindes wird es nicht trösten, ob es denn eine häufige Krankheit ist oder nicht. Sie sind zu 100 % betroffen. Das Ziel muss sein, vor IME überhaupt zu schützen.
? Sehen Sie die Gefahr, dass eine weitere
Standardimpfung die Impfmüdigkeit vergrößern könnte,
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