"Wir haben keine Zeit, um auf eine Klimaschutzoption zu verzichten"
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„Wir haben keine Zeit, um auf eine Klimaschutzoption zu verzichten“ Um die Klimaziele zu erreichen, sind stringente und weitblickende Vorgaben aus der Politik essenziell. Im Interview erläutert Dr. Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, mögliche Lösungswege und erklärt, warum eine Technologieoffenheit absolut notwendig ist.
MTZ _ Herr Dr. Lahl, welchen
synthetischen Kraftstoffen räumen Sie die größten Chancen ein? LAHL _ Synthetische,
auf Basis von erneu erbarem Strom hergestellte und damit klimaneutrale Kraftstoffe, sind aktuell nur in sehr kleinen Mengen verfügbar und wesentlich teurer als Kraftstoffe fos silen Ursprungs. Zum einen sind vom Bund und von der Europäischen Union regulatorische Rahmensetzungen zu treffen, um eine schnelle Hochskalierung
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der Produktionstechnologien und einen entsprechenden Aufbau an Produktions kapazitäten zu ermöglichen, damit diese reFuels überhaupt zur Verfügung gestellt werden können. Zum anderen können damit Innovationen umgesetzt und Skaleneffekte realisiert werden. ReFuels werden sich vorrangig in denjenigen Anwendungsbereichen durchsetzen, in denen es keine technologischen Alter nativen gibt, die kostengünstiger sind. Weil bei Pkw, Bussen, leichten Nutz
fahrzeugen und teilweise auch bei Lkw und Schienenfahrzeugen die Möglich keit der Elekt rifizierung besteht, kom men synthetische Kraftstoffe insbe sondere für den Flugverkehr – die in ternationale Seeschifffahrt, aber auch für Teile des Straßengüterverkehrs in frage. Aber auch der Verbrennungs motor wird im Straßenverkehr noch viele Jahre und Jahrzehnte in der Nut zung sein, sodass ein besserer Treib stoff notwendig ist.
Welche Perspektiven sehen Sie für syn thetische Kraftstoffe im Pkw-Bereich?
Ich sehe dauerhaft Chancen für eKerosin, eDiesel und eBenzin. Umso wichtiger ist daher der Ansatz, klimaneutrale Kraft stoffe für eine langfristige Absicherung der Klimaneutralität des Verkehrssektors zur Verfügung zu stellen. Auch für das Erreichen der Klimaziele bis 2030 und darüber hinaus kann bei entsprechen dem Produktionshochlauf die Beimi schung synthetischer Kraftstoffe im Pkw-Bestand wichtige Beiträge leisten. Selbst wenn 2030 in Deutschland 10 Mil lionen Elektrofahrzeuge unterwegs sein sollten, verbleiben immer noch 38 Millio nen Fahrzeuge mit Verbrennungsmoto ren. Eine Beimischung beträfe hier die Kraftstoffe eDiesel und eBenzin. Könnten diese in relevanter Menge hergestellt werden, und was sind die Voraussetzungen?
Von Vorteil sind hier die Produktions verfahren: Mit grünem Wasserstoff und CO2 lässt sich beispielsweise über die Fischer-Tropsch-Synthese eine Misch fraktion von klimaneutralen Kohlenwas serstoffen herstellen, die dann zu den verschiedenen Kraftstofffraktionen weiterverarbeitet werden kann. Ich möchte betonen, dass es jetzt in den Händen der Bundes- und EU-Politik liegt, über die Ausgestaltung der politischen Rahmenbedingungen und des regula torischen Rahmens, den Einsatz syn thetischer Kraftstoffe zu er
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