Auf dem Weg zur Telemedizin
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Peter J. Scheer1,2 1 2
© Der/die Autor(en) 2020
NoTube gemeinnützige GmbH, Graz, Österreich Psychosoamtik & Psychotherpie, Abteilung für allgemeine Pädiatrie, Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität und Landeskrankenhaus Graz, Graz, Österreich
Auf dem Weg zur Telemedizin Erkenntnisse aus 28 Jahren psychosomatischer Medizin Lange haben mich die weiten Arme dieser Klinik umfasst. Sie bestimmten mein Leben, mein Denken und mein Handeln. Ich war Teil dieses Hauses, wusste und dachte zwar, dass ich hier ebenso austauschbar wäre, wie alle; aber noch während ich das dachte, da fühlte ich mich schon wieder wichtig. Menschen kamen zu mir, oft von weit her und erzählten, dass sie nirgends so aufgenommen, nirgends so angenommen worden wären. Das alles führte dazu, dass man, bewusst über die Unwichtigkeit seiner selbst und in Kenntnis des Ablaufdatums nur allzu gern bereit war, sich einmalig vorzukommen, schon, weil es im europäischen Individualismus keine Alternative gibt. Jetzt stehe ich wieder vor Ihnen. Die altvertrauten Bänke, die abgebrochenen Ablagen, der Geruch des Hörsaals in dem einst noch Diapositive gezeigt wurden und Babys zur Demonstration vor den Augen gelangweilter Studiosi demonstriert wurden – er bedrängt mich, macht mich unruhig. Wie in den vielen Jahren, in denen ich nach Wien kam und mich wie in eine Windel zurückversetzt fühlte, die mir noch einmal umgeschnallt wurde – nass und feucht noch von den Ausscheidungen der Jugendzeit, sicher noch mit waschbaren Baumwolltüchern, bestenfalls mit einer Plastikhose umgeben, die gegen das Ausrinnen schützt. So fühlte ich das, wenn mich die Welt oder ich selbst hinderten am Weggehen, am Weiterziehen, am Neubeginn. Die kostbaren Tage verstreichen, die Energie, die langsam entweichen will, wird benutzt und mit jedem verstrichenen Tag, in dem man nichts Neues beginnen durfte, tritt der Tod näher heran und man weiß, dass
die Tage gezählt sind, so wie man wusste, dass man hier ausgespuckt werden wird, wie ein Kirschkern.
Kinderklinik Dem Haus ergeht es so, wie mir – man weißmehr, als manumsetzenkann. Keine Kinderklinik benötigt diese Größe. Keine Klinik braucht so viele Betten. Lange schon weiß man, bespricht man, dass Macht und Ansehen nicht von der Anzahl an bespielten Betten abhängt. Lange schon weiß man, dass die Zukunft der Pädiatrie in der lokalen Beratung, im ambulanten Setting und in der Onlineberatung verunsicherter Eltern liegen wird. Man kann in andere Länder schauen, in der das meist schon verwirklicht ist. Dennoch: Die Betten und die Abteilungen ragen wie einst die trotzigen Burgen in die Landschaft. Grafen und höfisches Gesindel ranken sich um sie, das „ancien regime“ lebt und gedeiht ungeachtet der Stürme der neuen Zeit, die an ihre Wälle und Gräben brausen. Das will aber keineswegs heißen, dass die Art der Medizin, die Art der Versorgung in Graz schlecht oder falsch war. Sie war nur eine Art die noch aus einer anderen Zeit stammte, eine stationäre Medizin die sich aus vielen Gründen noch nicht umstellen konnte. Gerade 2020
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