Darmflora und Depression

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REPORT


J. M. Lima-Ojeda · R. Rupprecht · T. C. Baghai

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

Darmflora und Depression

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland

Pathophysiologie der Depression: Hypothalamus-HypophysenNebennierenrinden- und Mikrobiota-DarmHirn-Achse Hintergrund Depressive Störungen stellen ein chronisches Syndrom mit einer komplexen Ätiologie dar, bei der zahlreiche biologische, psychologische und soziale Faktoren eine Rolle spielen. Angesichts der multifaktoriellen Ätiologie depressiver Störungen sind die zugrunde liegenden komplexen pathophysiologischen Regulationsmechanismen weiterhin nicht vollständig geklärt. Vielfältige mikro- und makroneuroanatomische Einflussfaktoren sowie eine dysfunktionale neuronale Kommunikation spielen eine wichtige Rolle für die Symptomatik des depressiven Syndroms [19]. Neben Beeinträchtigungen des zentralen (und peripheren) Nervensystems löst die Krankheit auch Veränderungen auf neuroendokrin-immunologischer Ebene aus [19]. Ein wesentlicher Faktor ist die gestörte Regulationsfähigkeit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden(HHN)-Achse, jedoch spielen hier vielfältige meist chronische proinflammatorische Regulationsmechanismen eine wichtige Rolle und stellen ein Bindeglied zwischen depressiven und internistischen Erkrankungen auf vielen Ebenen dar. Auch zeigt sich zunehmend, dass Veränderungen des Dickdarmmikrobioms ein weiteres wichtiges Element der Pathophysiologie der Depression darstellen können [18]. J.M. Lima-Ojeda hat das Manuskript verfasst und die Abbildung erstellt. R. Rupprecht und T.C. Baghai haben bei der Manuskripterstellung mitgewirkt.

Die Darmmikrobiota eines einzelnen Menschen enthält Billionen von Mikroorganismen, die den Darm besiedeln, [2, 7, 26, 27], welche in der Mehrzahl anaerobe Bakterien sind [6, 7, 11]. Sie beinhaltet Bakterien von sechs Stämmen: Firmicutes, Bacteroidetes, Verrucomicrobia, Actinobacteria, Proteobacteria und Fusobacteria [10], wobei die meisten zu den Stämmen der Firmicutes und der Bacteroidetes gehören [10]. Normalerweise ist die Darmmikrobiota eine physiologische, förderliche Komponente des Verdauungssystems des Wirtes [5, 6, 16]. Eine Dysbiose bzw. ein Ungleichgewicht der einzelnen Spezies der Darmmikrobiota könnte aber die Basis weiterer Dysfunktionen sein und die Entwicklung von Krankheitsbildern wie z. B. Adipositas oder depressive Erkrankungen begünstigen [18].

Eine veränderte Darmmi»krobiota kann die HHN-Achse ungünstig beeinflussen Die bidirektionale Verbindung zwischen Darmmikrobiota und dem zentralen Nervensystem (ZNS) wird hierbei als Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse (MDHAchse) bezeichnet [18]. Die MDHAchse ist eine Verbindung, die über neurologische, endokrine und immunologische Komponenten verläuft [18]. Es gibt afferente neuronale Bahnen, die vom Darmlumen über das Rückenmark zum Gehirn führen [4], und efferente neuronale Bahnen, die Informationen vom zentralen Nervensystem zum Darm

leiten [4]. Die HHN-Achse ist ein wesentliches