Diabetes und Depression

  • PDF / 171,487 Bytes
  • 3 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
  • 41 Downloads / 142 Views

DOWNLOAD

REPORT


Diabetes und Depression Eine unglückliche Kombination  Bei Menschen mit Diabetes liegt neben dem Diabetes oft auch eine depressive Störung vor, die die Therapie erschwert und die Prognose der Erkrankung verschlechtert. Mindestens jeder zehnte Patient mit Diabetes weist eine komorbide Depression auf, bei jedem vierten bis fünften liegt eine subklinische Depression vor.

D

iabetes und Depression sind zwei Erkrankungen, die in der Praxis häufig vorkommen und von ihrer Bedeutung her oft unterschätzt werden. Aktuell sind in Deutschland ca. eine von zehn erwachsenen Personen zwischen 20-79 Jahren an Diabetes erkrankt, in der Altersgruppe der über 65-Jährigen eine von fünf Personen. Die Zahlen steigen stark an, vor allem die der älteren Menschen mit Typ-2 Diabetes. Für das Jahr 2040 schätzt eine aktuelle Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und des Robert Koch-Instituts (RKI), dass 10,7 bis 12,3 Mio. Menschen in Deutschland an Diabetes erkrankt sind.

Depression: Risikofaktor für Typ-2 Diabetes Es kann mittlerweile als gesichert gelten, dass für Patienten mit affektiven Störungen ein erhöhtes Risiko besteht, an einem Typ-2 Diabetes zu erkranken. Eine aktuelle Metaanalyse, die insgesamt 33 Studien mit über 2,4 Millionen Patienten einschließt, ergibt für depressive Menschen ein um 41% erhöhtes Risiko, an Typ-2 Diabetes zu erkranken. Dieser Zusammenhang bleibt auch dann bestehen, wenn dieses Ergebnis für andere metabolische, soziodemographische und Lebensstilfaktoren kontrolliert wird, die gleichermaßen mit dem Auftreten von Diabetes wie auch Depressivität assoziiert sind (beispielsweise Übergewicht, geringes Ausmaß an körperlicher Bewegung, Nikotin-, Alkoholabusus). Mit anderen Worten: Depression ist ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung des Typ-2 Diabetes. Zum einen können Lebensstilfaktoren (z.B. falsche Ernährung, mangelnde Bewegung), die häufig mit einer Depression assoziiert sind, diabetogen wirken. Zum anderen scheinen auch erlernte Stressreaktionen des Körpers bzw. chronischer Stress mit reduzierten Erholungsphasen (z.B. Grübelneigung, Schlafmangel) zu einer übermäßigen Aktivierung und Dysregulation der Stressachse (HPA-Achse), einer Aktivierung des Immunsystems und einer Verstärkung proinflammatorischer Prozesse führen, was die Entstehung des Typ-2 Diabetes begünstigt. Da Depression ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung eines Typ-2 Diabetes ist, sollten Menschen mit einer affektiven Störung gezielt im Hinblick auf eine gestörte Glukosetoleranz bzw. einem bislang unentdeckten Typ-2 Diabetes gemonitort und entweder zumindest mit einem Gelegenheits-Blutzucker, besser mit HEILBERUFE  10.2020 / 72

einem Nüchtern-Blutzucker, oralen Glukosetoleranztest (oGGT) oder einer HbA1c-Wert-Bestimmung in Hinblick auf einen möglicherweise unentdeckten Typ-2 Diabetes untersucht werden. Sinnvoll ist es in der Praxis weiterhin, bei Personen mit einem erhöhten Risiko für Typ-2 Diabetes (z.B. erbliche Belastung, Übergewicht, Gestationsdiabetes) bei der Wahl einer antidepressiven Pharmakotherapie darauf zu