Dem Schmerz auf der Spur
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Dem Schmerz auf der Spur Schmerzassessment bei Demenz mit PAIC15 Schmerzen bei Menschen mit Demenz zuverlässig zu erkennen ist eine große Herausforderung. Mit dem neu entwickelten Instrument PAIC15 zur Fremdeinschätzung kann das im Pflegealltag besser gelingen. Bernhard Langner
Skalen zur Fremdeinschätzung
ZUSAMMENFASSUNG Mehrere in Deutschland etablierte Instrumente zur Fremdeinschätzung von Schmerzen zeigen im Praxistest erhebliche Anwendungsmängel. Die Anwendung der PAIC15 wird in einem innovativen E-Learning umfassend geschult und ist im Praxisalltag leicht einsetzbar. Die interdisziplinäre Entwicklung durch ein europaweites Forschungsprojekt wird nachvollzogen und im Interview mit Pflegefachkräften die Anwendung in der täglichen Arbeit reflektiert. Schlüsselwörter: Fremdeinschätzung, Demenz, PAIC15, Pain Assessment in Impaired Cognition, Schmerzskala
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orgens um 3.30 Uhr: Herr Müller läuft auf dem Flur im Haus Abendrot herum und ruft nach Elisabeth. Pfleger Ulf spricht ihn freundlich an und möchte ihn in sein Zimmer begleiten. Herr Müller reagiert darauf nicht, läuft weiter den Flur entlang und ruft Elisabeth. Welchen Grund gibt es dafür? Einsamkeit, Hunger, Durst, Harndrang, Kälteempfinden, Schmerz oder hat er einfach nur ausgeschlafen? Wie komme ich den Schmerzen von Menschen auf die Spur, die sich dazu verbal nicht oder nicht adäquat äußern können? Menschen mit Demenz verlieren oft nach und nach die Fähigkeit, über ihre Schmerzen zu sprechen. Ort und Intensität können nicht benannt werden. Nach Schuler (2014) wird dieser zunehmende Verlust bedingt durch das nachlassende (Kurzzeit-)Gedächtnis, verbale Kommunikationsprobleme und nachlassende Wachheit. Doch wenn ein Mensch mit Demenz seine Schmerzen nicht so äußert, dass es Ärzte, Pflegekräfte oder Angehörige in seiner Umgebung registrieren, werden diese übersehen und nicht behandelt. Selbst die Meinung, Menschen mit Demenz haben keine Schmerzen, ist immer noch verbreitet. Und in Studien konnte immer wieder gezeigt werden, dass Menschen mit Demenz im Vergleich zu Menschen ohne Demenz mit vergleichbaren Erkrankungen signifikant weniger Schmerzmittel verordnet bekommen (Closs, Barr & Briggs 2004).
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Die Selbsteinschätzung der Schmerzen ist aufgrund der einzigartigen und subjektiven Schmerzwahrnehmung immer vorzuziehen. Doch wenn die Selbsteinschätzung kein Ergebnis erzielt oder immer floskelhaft beantwortet wird, ist eine qualifizierte Fremdeinschätzung mit einem validen Instrument sinnvoll. Es wird eine Vielzahl von Skalen zur Fremdeinschätzung von Schmerzen angeboten. In Deutschland sind die Beurteilung von Schmerzen bei Demenz (BESD) und die DoloPlus2-Skala weit verbreitet. Studien haben mehrfach gezeigt, dass anhand dieser Instrumente Schmerzen erkannt werden können. Doch wie sieht es mit der Handhabbarkeit im Pflegealltag aus? In diversen Einrichtungen und unterschiedlichen Settings berichteten Pflegekräfte dem Autor, dass sie im Umgang mit den Skalen zwar geschult seien und diese auch unterschiedlich motiviert anwenden würden, jedoch nicht gut
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