Der HUS-Ausbruch 2011 in Deutschland
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use · C. Frank · A. Gilsdorf · M. Mielke · L. Schaade · K. Stark · R. Burger Robert Koch-Institut, Berlin
Der HUS-Ausbruch 2011 in Deutschland Herausforderungen für den Infektionsschutz: Was sollte verbessert werden?
Von Mai bis Juli 2012 ereignete sich in Norddeutschland der weltweit bisher größte Ausbruch des hämolytisch- urämischen Syndroms (HUS), der auch im Rückblick eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit war: Es handelte sich um schwere Krankheitsbilder mit relevanter Sterblichkeit auch bei Menschen ohne Vorerkrankungen; viele Patienten mussten intensivmedizinisch und mit Dialyse behandelt werden. Die Therapieoptionen waren begrenzt und mit unklarer Wirksamkeit. Die Fallzahlen stiegen innerhalb von Tagen steil an, ohne Gewissheit, wann der Ausbruch beendet sein würde. Das Ereignis beherrschte über Wochen die Medienberichterstattung im In- und Ausland und hatte neben den dramatischen Folgen für die Patienten auch enorme wirtschaftliche Folgen insbesondere im Bereich der Landwirtschaft. Allein die Entschädigungszahlungen der Europäischen Union an europäische Lebensmittelbetriebe betrugen 178 Mio. Euro [1]. Nachfolgend sollen besondere Aspekte der Bewältigung dieses Ausbruchs mit Schwerpunkt auf der Ausbrucherkennung und -erfassung, den epidemiologischen Untersuchungen, dem Ausbruchmanagement und der Kommunikation diskutiert und daraus folgende Empfehlungen zur Verbesserung von Verfahren und Strukturen erstellt werden. Aspekte der Lebensmittelrückverfolgung, der internationalen Zusammenarbeit und der Patientenversorgung werden nur insofern berührt, als dies für die
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Bewertung des Kernthemas erforderlich ist. Neben deutsch- und englischsprachigen Veröffentlichungen in medizinischen Fachzeitschriften, wurden Medienberichte sowie Kongressbeiträge und andere Berichte berücksichtigt, sofern sie im Internet zitiert sind. Zusätzlich wurden eigene, bislang unveröffentlichte deskriptive statistische und qualitative Auswertungen von Daten vorgenommen, die das RKI eigenständig erhoben oder aber im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) übermittelt bekommen hat.
Ergebnisse und Beobachtungen Epidemiologische Untersuchung und Surveillance Epidemiologische Untersuchung
Im Rückblick wurde deutlich, dass der Ausbruch Anfang Mai 2011 begonnen und seinen Höhepunkt am 22.05 hatte (. Abb. 1). Am 26.07 wurde er für beendet erklärt [2]. Der letzte übermittelte, zum Ausbruch gehörige Erkrankungsbeginn war der 04.07. Hauptsächlich waren die Bundesländer Hamburg, Schleswig Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen betroffen [2, 3, 4, 5]. Im Ausland traten ebenfalls Fälle auf, die sich in einem dieser Bundesländer aufgehalten hatten. Insgesamt wurden in Deutschland 3793 Erkrankungen erfasst, davon hatten 827 Patienten ein HUS und 53 verstarben [4, 6]. Bei Patienten mit Gastroenteritis lag der Altersmedian bei 46 Jahren, und 58% wa-
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 1 · 2013
ren weiblich, bei Patienten mit HUS waren es im Median 43 Jahre und 69% [2, 7] Frauen. Die Inkubat
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