Die Bundesrepublik in den siebziger Jahren Versuch einer Bilanz
- PDF / 35,181,838 Bytes
- 298 Pages / 419.528 x 595.276 pts Page_size
- 1 Downloads / 193 Views
Gert-Joachim GlaeBner / JUrgen Holz / Thomas SchlUter (Hrsg.)
Die Bundesrepublik in den siebziger Jahren Versuch einer Bilanz Mit Beitragen von: Jens A. BrUckner, Bernhard Doppler, Gert-Joachim GlaeBner, JUrgen Holz, Detlef Lehnert, Peter Massing, Gabriele NaB, Eckart Reidegeld, Klaus-JUrgen Scherer, Thomas SchWter, Horst W. Schmollinger, Michael Stanger, Albert Statz, Adolf Stock, Richard StOss, Gerhard Weiher.
Leske
+ Budrich, Opladen 1984
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Die Bundesrepublik in den siebziger Jahren: Versuch e. Bilanz : Gert-Joachim Glaessner .. . (Hrsg.). Mit Beitr. von: Jens A. Bruckner .. . Opladen: Leske und Budrich, 1984. ISBN 978-3-8100-0458-1 ISBN 978-3-322-93763-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93763-6
NE: Gleassner, Gert-Joachim (Hrsg.); Bruckner, Jens A. (Mitverf.) (c) 1984 by Leske Verlag + Budrich GmbH, Leverkusen
5 Vorwort
Als im Oktober 1982 die sozial-liberale Koalition beendet wurde, zerbrach ein politisches Bundnis, dessen Gemeinsamkeiten liingst aufgezehrt waren. Von der Aufbruchstimmung, die ihren Beginn begleitet hatte, war wenig ubrig geblieben. Das historische Biindnis zwischen Arbeiterschaft und liberalem Burgertum, das in der deutschen Geschichte stets gescheitert war und das 1969 endlich gegliickt schien, war zerbrochen. Mehr noch: Das Ende dieser Koalition provoziert die Frage, ob dies historische Biindnis je existiert hat. Waren es nicht vielmehr gemeinsame politische und okonomische Interessen der aufsteigenden neuen Michtelschichten, der Angestellten und der Arbeiterschaft und weniger gemeinsame Grundiiberzeugungen, die dies Biindnis von SPD und FDP moglich gemacht hatten? Die Wirtschaftskrise 1966/67 hatte dem bis dahin ungebrochenen Glauben an stetiges Wachstum einen entscheidenden Schlag versetzt. Die Kompetenz der CDU/CSU als Garant des Wirtschaftswunders war erschiittert. Ihre Versuche, den sich verkomplizierenden gesellschaftlichen Problemen mit dem Konzept einer "formierten Gesellschaft" zu begegnen, hatten heftige Kritik herausgefordert - zu sehr orientierte sich dies Konzept an obrigkeitsstaatlichen Vorstellungen. Es propagierte eine Gemeinschaftsideologie, die - so formulierte es Ludwig Erhard - den "Appell an das sittliche und nation ale Empfinden des Volkes" hoher bewertete "als Ma1\nahmen der Preis- und Steuerpolitik oder rechtliche Bestimmungen", die meinte, "da1\ die Menschen nicht nur durch Gesetze, sondern aus Einsicht das ihrem eigenen Wohle Dienende zu tun bereit sind." Den okonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Herausforderungen einer hochindustrialisierten und technisierten Gesellschaft wurde das idyllische Bild einer auf sozialer Sicherheit, Disziplin und ausgepragtem Verantwortungsbewu1\tsein beruhenden, gemeinwohlorientierten Gesellschaft entgegengehalten. Auf der Basis einer von okonomischen Krisen weitgehend unbeeinflu1\ten "sozialen Marktwirtschaft" sollten sich diese Ziele realisieren lassen. Fiir eine von konkurrierenden Interessen bestimmte demokratische Auseinandersetzung war da ebensowenig Platz wie fli