Die IMAGEN-Kohorte: Perspektiven und Probleme longitudinaler Forschung
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Hinführung zum Thema Mit der sog. IMAGEN-Kohorte steht der neurobiologischen Forschung ein reichhaltiger Datensatz zur Verfügung, dessen Chancen und Grenzen im Folgenden diskutiert werden. Diese Kohorte besteht aus ursprünglich 2000 Jugendlichen im Alter von 14 Jahren, die in London, Nottingham, Dublin, Paris, Dresden, Mannheim, Hamburg und Berlin rekrutiert wurden und mittlerweile seit 10 Jahren in regelmäßigen Abständen nachuntersucht werden [19]. Durch den longitudinalen Charakter der hier erhobenen Daten eröffnet sich die Möglichkeit, die Interaktion von (genetischen) Prädispositionen mit Umweltfaktoren mit Bezug auf sog. intermediäre Phänotypen zu erheben, die geteilte Aspekte einzelner Krankheitsbilder erfassen, so z. B. eine Störung der Belohnungserwartung, die nosologieübergreifend zu negativen Stimmungszuständen beitragen kann [5]. Diese Möglichkeiten werden am Beispiel der Entwicklung von Suchterkrankungen erläutert.
Hintergrund Suchterkrankungen entwickeln sich auf dem Hintergrund einer genetischen Vulnerabilität, die in etwa die Hälfte des Erkrankungsrisikos erklärt [22]. Die bisher identifizierten genetischen Risikofaktoren überlappen allerdings bei unterschiedlichen Erkrankungen stark, sodass sich seit längerer Zeit die Frage stellte, ob die klinisch tradierten Krankheitseinheiten tatsächlich genetisch voneinander unterschieden werden können oder ob nicht vielmehr als Folge ge-
A. Heinz1,2 · L. Mascarell Maricic1 · S. Liu1 · H. Walter1 · G. Schumann1 · A. Beck1 1 2
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus, Berlin, Deutschland
Die IMAGEN-Kohorte: Perspektiven und Probleme longitudinaler Forschung teilter genetischer und Umwelteinflüsse sog. intermediäre Phänotypen im Sinne gemeinsamer neurobiologischer Mechanismen bei unterschiedlichen Erkrankungsbildern auftreten. Letzteres wurde beispielsweise für die neurobiologischen Korrelate der Lernmechanismen oder die Research Domain Criteria postuliert, die sich bei unterschiedlichen traditionellen Krankheitsbildern nachweisen lassen und jeweils nosologieübergreifende Aspekte des klinischen Befundes erklären sollen [11, 20]. Es stellt sich also die Frage, welche intermediären Phänotypen nosologieübergreifend bei verschiedenen Erkrankungen nachweisbar sind, die auf den Einfluss geteilter genetischer Variabilität in Interaktion mit Umweltfaktoren (wie beispielsweise sozialer Ausschließung und Diskriminierung, frühkindlicher und späterer Traumatisierung etc.) zurückgeführt werden können und deren Kombination dann je nach individueller Lerngeschichte und kulturell kodierten Ausprägungen zu den historisch tradierten Krankheitsbildern führt [8, 20]. Um die Variabilität der Umwelteinflüsse über entscheidende Entwicklungsphasen und die damit möglichen unterschiedlichen Ausprägungen psychischer Beschwerdebilder zu erfassen, sind longitudinale Studien notwendig, die einerseits die genetische Variabilität ermitteln, andererseits eine Vielzahl vo
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