Evidenzbasierte Kritik am HTA der Fusionsbiopsie bei Verdacht auf ein PCA
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Medizin ak tuell
Es scheint, als gefalle sich das IQWiG in der zynischen Rolle des Mephistopheles – hier im Bild dargestellt von Gustav Gründgens.
„Wie ist die Zeit vertan“
Evidenzbasierte Kritik am HTA der Fusionsbiopsie bei Verdacht auf ein PCA Ulrich Köhl, Wolfgang Kieser, Franz Hirschle, Michael Seitz, Tobias Engl, Elmar W. Gerharz
Das IQWiG hat sich in einem aktuellen Health Technology Assessment der Fusionsbiopsie bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom angenommen. Doch die Betrachtung geht an der Versorgungsrealität vorbei und ist damit für die Praxis bedeutungslos.
„W
as ist das Schwerste von a llem? Was Dir das Leichteste dünket. Mit den Augen zu sehn, was vor den Augen dir liegt“ (Johann Wolfgang von Goethe). Bei dem aktuellen Health Technology Assessment (HTA) des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), ob „die Anwendung der Fusionsbiopsie im Vergleich zur Anwendung üblicher diagnostischer Verfahren zu besseren Behandlungsergebnissen“ führe, drängt sich allerdings
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zwanglos der Verdacht auf, dass hier die Augen absichtlich verschlossen wurden, um den offenkundigen Vorteil der MRTgestützten Fusionsbiopsie kostenträgerfreundlich in Abrede stellen zu können. Zunächst ist man geneigt anzunehmen, dass das Ansinnen des HTA nicht ernst gemeint sein kann. Dann würde man HTA mit „humoristische Teil-Ansicht“ ausbuchstabieren, und man könnte diesen unheiligen Aufsatz gelangweilt und getrost unter „Thema verfehlt, setzen!“ abhaken.
Da es sich im (enttäuschten) Anspruch aber um ein hochwertiges, aus der angelsächsischen Welt stammendes Format wissenschaftlicher Stellungnahme zur Steuerung von Gesundheitsmärkten handeln sollte, ist eine fundierte A nalyse von Seiten erfahrener Anwender dringend erforderlich, um Schaden von Patienten abzuwenden. Allein und vor allem die Wahl der als patientenrelevant angenommenen Endpunkte (Tab. 1) legt den Schluss nahe, dass der zitierte Bericht ab initio darauf angelegt war, eben keinen relevanten Unterschied zwischen einer systema tischen und einer MRT-gesteuerten Fusions biopsie zeigen zu müssen: In fahrlässigem und eklatantem Widerspruch zu den in das Assessment eingeschlossenen Studien werden weder die URO-NEWS 2020; 24 (9)
„cancer detection rate“ (CDR) noch ein Unterschied in der Verteilung der Gleason- respektive ISUP(International Society of Urological Pathology)-Grade entdeckter Karzinome als patientenrelevante Endpunkt eingestuft (Abb. 1). „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, denn hier ist die Fusionsbiopsie klar und objektiv nachgewiesen im Vorteil!
Biopsien lassen sich vermeiden Klinische Priorität einer jeden Biopsie der Prostata sollte es sein, den potenziell vorhandenen Tumor in Ausdehnung und Differenzierungsgrad möglichst korrekt zu erfassen und somit eine möglichst korrekte Grundlage für eine individuelle Therapieentscheidung zu schaffen. Dieser gemeinhin als Sensitivität beschriebene Wert bewegt sich für eine reine Fusionsbiosie um 0,8 und für eine systematis
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