Ein Blick auf Geschichte und Bedeutung der Deutschen Statistischen Gesellschaft

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Ein Blick auf Geschichte und Bedeutung der Deutschen Statistischen Gesellschaft Ansprache anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Deutschen Statistischen Gesellschaft am 21. September 2011 in Leipzig Heinz Grohmann

Online publiziert: 19. September 2012 © Springer 2012

Die Statistik nimmt heute auf weiten Gebieten des öffentlichen Lebens eine Achtung gebietende, einflussreiche Stellung ein. Bund, Länder und Gemeinden, Allgemeinheit, Wirtschaft, Wissenschaft bedienen sich ihrer Hilfe in ausgedehntem Maße. Die Statistik ist zu einer Wissenschaft geworden. Das sind, leicht abgewandelt, die Worte, mit denen vor 100 Jahren eine große Statistikergemeinde in Deutschland ihrem Nestor Georg von Mayr eine Ehrengabe zu seinem 70. Geburtstag übereignete.1 Dieser Anlass wurde zum Startpunkt für die Gründung der Deutschen Statistischen Gesellschaft am 17. Juni 1911 in Dresden, interessanterweise als Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Erster Vorsitzender wurde Georg von Mayr. Wie hat sich die Welt doch seitdem verändert! Auch die Statistik ist längst nicht mehr nur die von 1911. Gleichwohl verdienten es die zitierten Worte, auch heute zu gelten, eher noch ausgedehnt auf weitere Lebensbereiche. Die Entwicklung dieser 100 Jahre hat auch mein Leben geprägt. Ich bin ja nur 10 Jahre jünger als die Gesellschaft, wie sie in Dresden geboren, und als Statistiker mit Leib und Seele habe ich mich immer gefühlt. Was war das Faszinierende, das die Gründer der Deutschen Statistischen Gesellschaft vor 100 Jahren und später mich zu solcher Euphorie veranlasste? Es war die Entdeckerfreude, mit den Mitteln der Statistik objektive Einsichten in die – wie von Mayr sagte – „mannigfaltigen Gestaltungen und Gesetzmäßigkeiten des menschli-

1 Zahn (1911) S V.

Zum gesamten Beitrag siehe Grohmann et al. (2011). H. Grohmann () Kronberg im Taunus, Deutschland e-mail: [email protected]

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H. Grohmann

chen gesellschaftlichen Lebens“ zu gewinnen, und die waren immer überaus spannend. Schon damals ging es um die Folgen eines als dramatisch empfundenen Geburtentrückgangs, um die soziale Lage der Menschen, um das Unterrichtswesen und vieles andere. In den folgenden Jahrzehnten erlangten gesamtwirtschaftliche Phänomene wie Volkseinkommen und Konjunktur, aber auch betriebswirtschaftliche das Interesse der Statistiker in Deutschland. Und diese genossen international ein hohes Ansehen. Der Vorsitzende der Gesellschaft nach dem Tode Georg von Mayrs, Friedrich Zahn, war zugleich Präsident des Internationalen Statistischen Instituts und wurde noch 10 Jahre später zum Ehrenpräsidenten gewählt. Wohl gab es damals auch bedeutende mathematische Statistiker wie Wilhelm Lexis, Ladislaus von Bortkiewicz und Alexandr Tschuprow. Doch standen sie in der Deutschen Statistischen Gesellschaft eher am Rande, und von der englischen Schule der Statistik um Francis Galton und Karl Pearson nahmen nur die Wenigsten Notiz. Nach Hitlers Machtergreifung suchten die amtlichen Statistiker als treue Staatsdiener ihre Aufgaben wie gewohnt zu erfüllen, wohl auch in de