Geschichte des politischen Denkens Band 4: Das 20. Jahrhundert. Teil
Die politische Kultur der westlichen Welt in einer breit angelegten Gesamtschau. Von den Griechen und ihrer Entdeckung von Politik und Demokratie, über die Römer und die christliche Welt bis zur Gegenwart, die vom Kampf um Menschenrechte und dem Totalitar
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Henning Ottmann
Geschichte des politischen Denkens Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit
Verlag J. B. Metzler Stuttgart · Weimar
Henning Ottmann
Geschichte des politischen Denkens Band 4: Das 20. Jahrhundert Teilband 1: Der Totalitarismus und seine Überwindung Mit 2 Abbildungen
Verlag J. B. Metzler Stuttgart ·Weimar
Der Autor:
Henning Ottmann ist Professor für Politische Wissenschaft an der Universität München; Mitherausgeber der >>Zeitschrift für Politik>Philosophischen JahrbuchsNietzsche-Handbuchreichen vom Recht auf Redefreiheit bis zur Geburtenkontrolle, von der Labour Party bis zur britischen Assoziation für Zuckerkranke>Bulldogge Darwins>Ausmerzungworld brain>ironic myth>Bis zu diesem Tagehab' ich mich um die Ethik der Angelegenheit noch nicht bekümmert. Das Studium der Natur macht den Menschen schließlich so gewissenlos, wie die Natur selbst ist.>Schafe in Lamas, Lamas in Schafeungeformte Masse«. Adam, dessen Name von >>Erde« (adema) abgeleitet ist- er kommt aus der Erde und er geht im Tod wieder in sie zurück -, ist zunächst ein unförmiger Erdklumpen, bis ihm durch Gott eine Seele eingehaucht wird, er sprechen und Gott erkennen kann. In der jüdischen Mystik wird aus dieser Vorform Adams ein vom Menschen selbst geschaffener
Mensch. Seine Erschaffung geschieht so, wie sich die jüdische Mystik die Erschaffung der Welt vorstellt: durch Buchstabenmagie. Nach der Lehre des Sefer ]ezira (einem mystischen Buch der ersten nachchristlichen Jahrhunderte) hat Gott die Welt durch Kombinationen aus den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets geschaffen. Bereits Abraham soll es Gott nachgetan haben, wenn er sich, durch Buchstabenmagie, einen Golem erschuf (Idel2007; Scholem 1965, 220ff.). Die Golem-Legende läßt sich zweifach verstehen. In frommer Lesart ahmt der Schöpfer eines Golem nur die göttliche Schöpfung nach. Die Nachahmung ist unvollkommen. Der Golem kann zwar Befehle ausführen, aber er kann weder sprechen noch Gott erkennen. In prometheischer Lesart wäre dagegen die Schöpfungskonkurrenz zu betonen, auch der Mensch ein Schöpfer, dessen Schöpferkraft mit der des Schöpfergottes konkurriert. In der frommen Variante wird der Golem durch den Namen Gottes ins Leben gerufen. Der Rabbi Löw legt seinem Golem einen Zettel in den Mund, auf dem der Name Gottes steht. Am Sabbat, wenn Gottes Geschöpfe ruhen sollen, nimmt der Rabbi den Zettel aus dem Mund und der Golem wird wieder zu einer leblosen Lehmfigur. Eines Freitags vergißt Löw, den Zettel herauszunehmen. Der Golem wird unruhig, er wächst und wächst, und er beginnt an den Häusern zu rütteln. Der Rabbi eilt herbei und reißt dem Golem den Zettel aus dem Mund, worauf dieser wieder zum Lehmklumpen zusammensinkt. In einer Vorläuferlegende, der Legende vom polnischen Rabbi Eljahu Sehern (t1583), ist die Geschichte noch eleganter konstruiert. Der Golem des polnischen Rabbi trägt um
Karel Capek (1890-1938)
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den Hals ein Schild mit dem Wort »Wahrheit>totGolem XIVGolem No. 1 Krakatit>Krakatit> Lebensraum >Chef-Salamander« bezeichnet. Eigentlich, so