Halsschmerzen als Operationsindikation vor und nach Publikation der Tonsillitis-Leitlinie
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J. P. Windfuhr1 · C. Schmuker2 · C. Günster2 1 2
Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kliniken Maria Hilf, Mönchengladbach, Deutschland Wissenschaftliches Institut der Ortskrankenkassen, Berlin, Deutschland
Halsschmerzen als Operationsindikation vor und nach Publikation der TonsillitisLeitlinie Longitudinalstudie mit 115.839 Tonsillektomiefällen
Die Tonsillektomie (TE) zielt darauf ab, die Gaumenmandeln als Ursache von rezidivierenden akuten Tonsillitiden (RAT) zu entfernen, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen. Bei Kindern erfolgt der Eingriff häufig in Form der Adenotonsillektomie (ATE), um simultan adenoide Vegetationen im Nasenrachenraum zu beseitigen. Nach der 2015 publizierten AWMF-Leitlinie zur Tonsillitis ist die TE als Therapieoption der RAT dann unstrittig, wenn in den vorangegangenen 12 Monaten mindestens 6 derartige Ereignisse antibiotisch therapiert werden mussten [17]. Hierzu passen aktuelle Analysen, die einen nur sehr begrenzten Effekt der TE bei moderateren Krankheitsverläufen sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen nachweisen konnten [9]. In Deutschland gehen die Operationszahlen bereits seit 2005 kontinuierlich zurück, mit einem gewissen Akzent nach 2015 [15]. Im Gegensatz zu dieser populationsbezogenen Betrachtungsweise sollte mit der vorliegenden Studie eine ergänzende Analyse auf der Basis von individuellen Patientendaten vorgenommen werden, um einem mutmaßlichen Effekt der Leitlinie bei der Operationsindikationsstellung nachzugehen.
Material und Methoden Die retrospektive Studie basierte auf anonymisierten Abrechnungsdaten der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Daten aus Krankenhausbehandlung und ambulanter ärztlicher Behandlung sowie Arzneiverordnungsdaten wurden personenbezogen zusammengeführt und ausgewertet. Diagnosen wurden anhand von Diagnoseschlüsseln (ICD-10), Operationen anhand von Operationsschlüsseln (OPS) und Arzneiverordnungen anhand des international geltenden anatomischtherapeutisch-chemischen (ATC-)Systems der Weltgesundheitsorganisation identifiziert. Die Studie erfasste alle stationären Krankenhausfälle aus dem Zeitraum von 2012–2018, bei denen eine TE (OPSCode 5-281.0) oder ATE (OPS-Code 5-282.0) vorgenommen wurde und als Hauptdiagnose eine „chronische Tonsillitis“ (ICD-10 Code J35.0) dokumentiert worden war. Auf diesen unpräzisen Terminus musste deswegen zurückgegriffen werden, weil die OPS-Codierung eine präzise Terminologie mit Definition der RAT nicht kennt. Tonsillektomiefälle mit anderen Behandlungsanlässen (z. B. Hyperplasie, Mandelsteine, Foetor ex ore) wurden ausgeschlossen. Für jeden Fall wurde ein individueller Beobachtungszeitraum von 5 Quartalen bestimmt: das Quartal, in dem die Operation statt-
fand plus 4 präoperative Quartale. Da Diagnosen aus ambulanter Behandlung den Krankenkassen nur quartalsbezogen ohne Datum der Diagnosestellung übermittelt werden, war es nicht möglich, die genaue Anzahl an Tonsillitiden innerhalb eines Quartals im Einzelfall zu ermitteln. Um auch anderweitige Codierungen von ambulant behandelten Halsschmerzepisoden zu erfas
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