Homo Sociologicus Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Krit

Der vorliegende Versuch war ursprünglich Teil einer nicht zur Veröffent­ lichung bestimmten Festschrift aus Anlaß des 65. Geburtstages meines verehrten Lehrers, des Göttinger Ordinarius für Philosophie Josef König, am 24. Februar 1958. Der Aufsatz erschie

  • PDF / 11,714,687 Bytes
  • 91 Pages / 481.92 x 691.68 pts Page_size
  • 76 Downloads / 188 Views

DOWNLOAD

REPORT


Ralf Dahrendorf

HOMO SOCIOLOGICUS Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle

Fünfte Auflage

WESTDEUTSCHER VERLAG· KÖLN UND OPLADEN 1965

fosef Köizig zum 65. Geburtstag

ISBN 978-3-663-00661-9 ISBN 978-3-663-02574-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02574-0 Fünfte Auflage @ 1958 und 1964 by Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen

VORWORT

Der vorliegende Versuch war ursprünglich Teil einer nicht zur Veröffentlichung bestimmten Festschrift aus Anlaß des 65. Geburtstages meines verehrten Lehrers, des Göttinger Ordinarius für Philosophie Josef König, am 24. Februar 1958. Der Aufsatz erschien dann in zwei Teilen in den Heften 2 und 3 des 10. Jahrganges der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Dem Westdeutschen Verlag bin ich für die Bereitschaft zu Dank verpflichtet, einen unveränderten Abdruck dieser Fassung nunmehr gesondert herauszubringen. Thema und Absicht der überlegungen zur Gestalt des homo sociologicus ist die Suche nach einer Elementarkategorie für die eigenständig soziologische Analyse der Probleme des sozialen Handeins. Wenn Durkheims "soziale Tatsachen" mehr sind als eine Fiktion, dann muß es möglich sein, diese mit der ganzen Strenge erfahrungswissenschaftlich.er Methodik zu beschreiben und in bestimmten Problemzusammenhängen zu erklären. Für solche Beschreibung und Erklärung nun ist nach der These des folgenden Essays die Kategorie der sozialen Rolle zentral. Diese Kategorie ist in jüngerer Zeit insbesondere in der englischen Ethnologie und amerikanischen Soziologie entwickelt worden: insofern erfüllt mein Essay für einen kleinen Bereich den in Deutschland noch immer dringlichen Auftrag der Rezeption. Der Begriff der Rolle läßt indes in seiner gegenwärtig international akzeptierten Ausprägung noch manche Frage offen; insofern liegt meine Absicht in seiner Verfeinenmg und Weiterführung. Schließlich führt gerade die Suche nach Elementarkategorien uns immer wieder an die logischen und moralischen Grenzen der Soziologie; insofern sind die hier erörterten Probleme eingebunden in eine philosophische Kritik der Chancen und Gefahren einer Wissenschaft von der Gesellschaft. Daß mein Versuch, die soziologische Grundlagenforschung durch einen kritischen Beitrag anzuregen, hier noch einmal in "unveränderter Fassung" erscheint, heißt weder, daß sein Autor ihn in irgendeinem Sinn für fertig hält, noch daß er es seinen Lesern zuzumuten beabsichtigt, ihn als solchen zu betrachten. Es wäre gewiß auch möglich gewesen, einen Band von 400 Seiten über Nutzen und Nachteil der Kategorie der sozialen Rolle zu schreiben. Doch erschiene mir eine derart ausführliche Behandlung eines noch vielfach fragwürdigen Gegenstandes weder der Sache selbst noch der Notwendigkeit kritischer Auseinandersetzung 5

angemessen. Mit den zehn kurzen Abschnitten des vorliegenden Essays verbindet sich für mich einerseits die überzeugung, daß in ihnen alles zur Grundlegung einer informierten Diskussion Nötige gesagt ist, andererseits die Hoffnung, daß diese Diskussion zu vielfachen Korrektur