Hormoneller Schutz vor kolorektalen Karzinomen

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REPORT


Der Rede wert

Hormoneller Schutz vor kolorektalen Karzinomen Ab der Menopause steigt das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken stark an. In unterschiedlichen Studien wurde belegt, dass die Wahrscheinlichkeit durch Hormongaben reduziert werden kann. Deshalb sind bei der D ­ armkrebsvorsorge nicht nur endoskopische Untersuchungen, ­sondern auch eine hormonelle Prävention wichtig.

I

n Deutschland erkranken jährlich circa 69.000 Frauen ab der Menopause an Brustkrebs und etwa 30.000 an einem kolorektalem Karzinom. An Brustkrebs sterben 27 % der Patientinnen, an Darmkrebs rund 40 %. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig das Thema Darmkrebs ist. Trotzdem ist in der aktuellen S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause“ der hormonellen Darmkrebsprävention lediglich knapp eine Seite mit widersprüchlichen Aussage gewidmet. Die Zusammenfassung mit dem Empfehlungsgrad A und Evidenzgrad 2a besagt, dass „eine HRT das Risiko für kolorektale Karzinome senken kann“. Bereits wenige Sätze weiter ist zu lesen: „Für die Anwendung einer HRT konnte keine oder risikoreduzierte Wirkung gezeigt werden.“ Dann folgt der Hinweis auf die WHIStudie mit 37 % Risikominderung unter HRT im Vergleich zur Placebogruppe. Auch acht Beobachtungsstudien werden aufgeführt mit dem Ergebnis: „[…] der überwiegende Anteil zeigt eine Risikominderung nach HRT-Anwendung.“ Außerdem habe eine Metaanalyse eine Risikominderung um 26 % ergeben. Dass der Nutzen höher sein kann, wird von den Autoren der S3-Leitlinie eingeräumt, jedoch sei die Bewertung über den Nutzen einer HRT länger als zehn Jahre nicht möglich. Jedoch gibt es solche Studien und mehrere Fakten sprechen für Evidenzgrad 1a. Eine Beratung von Patientinnen zur HRT braucht jedoch präzisere Aussagen

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als „künftige Studien müssen das zeigen“, wie dies in der aktuellen S3-Leitlinie steht. Evidenz basiert nicht nur auf randomisierten, kontrollierten Studien, auch Erkenntnisse mit biologischer Logik zählen. Deshalb endet auch ein Kommentar von Prof. Bernd KleineGunk in einer vorherigen Ausgabe dieser Zeitschrift mit dem Satz: „Gut, dass wir bei unserer täglichen Beratungspraxis auch auf andere Quellen zurückgreifen können“ [1].

Risikohalbierung evident für Leitlinien Eine kalifornische Forschergruppe kam 2013 als erste zu dem Ergebnis, dass sich bei Frauen ab der Menopause das Darmkrebsrisiko um 56 % mindern lässt (p = 0,003), wenn sie sich einer Hormontherapie unterziehen [2]. Um eine Risiko­ minderung zu erreichen, sei dem Verlust an β-Östrogenrezeptoren unter Hormonmangel mittels HRT zu begegnen. Diesen Rezeptoren wurde große Relevanz bei der Tumorgenese zugeschrieben. Bestätigt wurde, dass β-Östrogen­ rezeptoren sowohl antiproliferative als auch antiinflammatorische Wirkungen haben – beides relevant für die Tumorgenese [2]. Die „International Guidelines“ 2016 zur hormonellen Prävention [3] weisen zudem darauf hin, dass bei Frauen, die eine Darmkrebsdiagnose erhielten und bis zu diesem Zeitpunkt eine HRT genutzt hatten, die Darmkrebs-bedingte Mortalität signifikant geringer ausfiel

Prof. Dr. med. Dipl. Psy