Instabile Patella des Erwachsenen

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REPORT


Die Inzidenz der erstmaligen lateralen Patellaluxationwird mit2–74 pro100.000 Einwohner angegeben, je nach Patientenselektion und Datenpool [1–3]. Die höchste Inzidenz findet sich bei aktiven Adoleszenten und Athleten [4]. Obwohl viele Patienten nur eine einzige Luxation erleben, liegt das Gesamtrisiko einer erneuten Dislokation nach konservativer Behandlung bei 29–37 %[5–8]. In einer aktuellen Langzeitstudie lag die kumulative Inzidenz rezidivierender Patellaluxationen bei 11 % nach einem Jahr, 21,1 % nach 2 Jahren, 37,0 % nach 5 Jahren, 45,1 % nach 10 Jahren, 54,0 % nach 15 Jahren und 54,0 % nach 20 Jahren [9]. Eine Luxation der Patella ist für Betroffene ein einschneidendes Ereignis und kann zu langanhaltenden Problemen führen. In der Anfangsphase treten v. a. Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkungen auf, später führen die immer wieder auftretenden Verrenkungen – oder die Angst davor – zu reduzierter Leistungsfähigkeit im Sport und/oder Beruf mit potenziellen sozialen und psychischen Konsequenzen. So fühlen sich Patienten nach einer Erstluxation – ohne erneutes Ereignis – im Schnitt auch noch 3 Jahre danach eingeschränkt [10]. Außerdem fördert jede einzelne Luxation die Arthroseentwicklung des Patellofemoralgelenks [11]. Traditionell wurde die Erstluxation konservativ behandelt, auch weil Level1- und Level-II-Studien in den Jahren 2008–2009 keine Überlegenheit der operativen Therapie gegenüber einem wie immer gearteten konservativen Vorgehen zeigen konnten [12–14].

R. El Attal1 · F. Zimmermann2 · P. Balcarek3 1

Orthopädie und Unfallchirurgie, Sporttraumatologie, Landeskrankenhaus Feldkirch, Akademisches Lehrkrankenhaus, Feldkirch, Österreich 2 BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Deutschland 3 Arcus Klinik, Pforzheim, Deutschland

Instabile Patella des Erwachsenen Obwohl viele Patienten unter bestimmten Voraussetzungen gut konservativ behandelt werden können, steht dem jedoch eine inakzeptabel hohe Rate an rezidivierenden Luxationen entgegen, wenn bekannte anatomische und allgemeine Risikofaktoren vorliegen. Zusätzlich wurde das mediale patellofemorale Ligament (MPFL) als wesentlicher weichteiliger, passiver Stabilisator erkannt, wodurch das Dogma der konservativen Behandlung der Erstluxation immer stärker in Frage gestellt wird. So zeigen sich in moderneren Studien mit aktuellen Operationstechniken bereits auch bessere Ergebnisse nach operativer Therapie der Erstluxation [15]. Aber obwohl das Wissen und die eigene Erfahrung im Bereich der Patellainstabilität in den letzten 10 Jahren massiv zugenommen haben, handelt es sich bei den Empfehlungen noch immer – und im besten Sinn – um „eminence-based recommendations“. Die Evidenzlage lässt es derzeit nicht zu, verbindliche Richtlinien zur Behandlung der Patellainstabilität zu geben. Um die Rückschläge der Vergangenheit zu überwinden, muss die Behandlung der Patellainstabilität auf jeden einzelnen Patienten maßgeschneidert werden. Um einen Behandlungsalgorithmus zu definieren, erscheinen die spezifischen Risikofaktoren bzw. die Anzahl der Risikofaktoren als o