Intensivtherapie bei Lungenarterienembolie

Bei der Lungenarterienembolie kommt es durch einen Embolus zur Einengung und damit zum partiellen oder totalen Verschluss einer Pulmonalarterie. Je nach Größe des Embolus kann es dabei zum zentralen Verschluss im Bereich des Hauptstammes einer Pulmonal- o

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REPORT


Intensivtherapie bei Lungenarterienembolie W. A. Wetsch* und B. W. Böttiger Universit€atsklinikum Köln, Klinik f€ ur An€asthesiologie und Operative Intensivmedizin, Köln, Deutschland

1 Epidemiologie Register aus Europa und den USA geben eine Inzidenz von etwa 100–150 Lungenarterienembolien pro 100.000 Einwohnern und Jahr an. Autopsiestudien zeigten jedoch, dass die Diagnose der Lungenembolie nur bei 30 % der daran verstorbenen Patienten bereits zu Lebzeiten gestellt wurde. Die tats€achliche Inzidenz d€urfte daher also deutlich höher sein. Bei richtiger Diagnosestellung und ad€aquater Therapie liegt die Letalit€at – abh€angig von der Auspr€agung – immer noch € uber 15 % in der Hochrisikogruppe und zwischen 3 und 15 % in der Gruppe mit mittlerem Risiko. Somit kommt es allein in Deutschland j€ahrlich zu gesch€atzten 40.000 Todesf€allen infolge einer Lungenarterienembolie. Eine Besonderheit der Lungenarterienembolie ist die ausgesprochen hohe Fr€ uhletalit€at: bei 90 % aller tödlichen Verl€aufe kommt es innerhalb von 2 Stunden nach dem ersten Einsetzen von Symptomen zum Tod. " Von entscheidender Bedeutung f€ ur das Überleben des Ereignisses sind die schnelle Diagnose

und die unmittelbar darauf folgende, leitliniengerechte intensivmedizinische Therapie. Dies zeigt die enorme Wichtigkeit, die Lungenarterienembolie bei unklarer kardiopulmonaler Zustandsverschlechterung als mögliche Diagnose zu bedenken (Agnelli und Becattini 2010).

2 Ätiologie und Pathogenese Die mit € uber 90 % h€aufigste Ursache einer Lungenarterienembolie ist die tiefe Beinvenenthrombose, die im Bereich der Unterschenkel-, Oberschenkel- und Beckenvenen entstehen kann. H€aufig wird jedoch diese Beinvenenthrombose klinisch gar nicht symptomatisch. Allgemein gilt, dass sich weiter proximal gelegene tiefe Beinvenenthrombosen h€aufiger als Lungenembolie manifestieren. Thromben, die sich aus dem Bereich des rechten Vorhofs oder aus den Venen der oberen Extremit€aten ablösen, sind dagegen deutlich seltener. Im perioperativen Umfeld kommen viele weitere mögliche Emboliequellen hinzu: bei operativen Eingriffen können Fett, Knochenmark, Knochenzement (Palacos) oder Luft (z. B. nicht korrekt verschlossene zentralvenöse Katheter, Sinuseröffnung bei intrakraniellen Eingriffen) als Emboliequelle dienen, peripartal kann Amnionfl€ ussigkeit zur seltenen, aber gef€ urchteten Fruchtwasserembolie f€uhren. Im Rahmen von Tauchunf€allen kann es zu Gasembolien kommen. Die Risikofaktoren f€ ur die Entstehung einer Lungenarterienembolie entsprechen weitestgehend denen einer Phlebothrombose (Geerts et al. 2008) und sind in der Übersicht gelistet.

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Die Intensivmedizin DOI 10.1007/978-3-642-54675-4_66-1 # Springer Berlin Heidelberg 2015

Risikofaktoren für die Entstehung einer Lungenarterienembolie Prim€are Risikofaktoren, die geh€auft zum Auftreten thrombembolischer Ereignisse f€ uhren: – Resistenz gegen aktiviertes Protein C (APC-Resistenz; meist verursacht durch eine Faktor-VMutation vom Typ Leiden) – Protein-C-Mangel – Prote