Schwanger und krank - was ist zu tun?
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Zertifizierte Fortbildung
Schwangere mit chronischen Erkrankungen sind in der Praxis eine große Herausforderung.
Internistische Probleme in der Gravidität
Schwanger und krank – was ist zu tun? Charlotte Deppe
Eine Schwangerschaft erfordert enorme körperliche Anpassungsvorgänge bei der werdenden Mutter. Diese führen bei einigen chronischen Grunderkrankungen zu relevanten und bisweilen vital bedrohlichen maternalen und kindlichen Risiken. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Krankheitsbilder, mit denen Sie in Ihrer Praxis konfrontiert werden, zusammen.
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eute ermöglichen verbesserte Therapieoptionen bei vielen chronischen Erkrankungen zahlreichen betroffenen Frauen, schwanger zu werden und gesunde, reife Kinder vaginal zu gebären. Da die Grunderkrankungen heterogen sind und ausreichend große Studien gerade von Schwangeren mit schweren Grunderkrankungen meist fehlen, sind Beratung und Betreuung der Betroffenen oft herausfordernd und sollten schon präkonzeptionell interdisziplinär in einem Perinatalzentrum erfolgen. Häufig ist zur Vermeidung einer Embryo- beziehungsweise Fetopathie eine Umstellung der bisherigen Therapie notwendig. Embryotoxikologische Beratungsstellen [z. B. 1, 2] bieten hierfür Hilfestellung an. Die Führung der Patientinnen balanciert je nach Grunderkrankung und Patientenpersönlichkeit zwischen einerseits realistischer Ermunterung und Bestärkung für eine Schwangerschaft und andererseits strenger Forderung nach Therapietreue oder in seltenen Fällen gar dem Verzicht gynäkologie + geburtshilfe 2020; 25 (S1)
auf eine Schwangerschaft. Eine psychologische Mitbetreuung kann sinnvoll sein. Immer wieder treten Schwangerschaften auch vorerkrankter Frauen ungeplant oder ungewollt ein. Insbesondere bei Diabetes, angeborenen Herzerkrankungen oder anderen Störungen, die bereits Jugendliche und junge Erwachsene betreffen, ist deshalb dringend schon früh und gegebenenfalls wiederholt eine grundsätzliche Beratung zu Fertilität und Kontrazeption zu empfehlen. Auch die Überprüfung des Impfstatus und eine präkonzeptionelle Folsäure- und gegebenenfalls Jodgabe sollten bedacht werden.
Physiologische Veränderungen während einer Schwangerschaft In Tab. 1 und Tab. 2 sind die normalen Veränderungen der Organsysteme und der Laborparameter zusammengefasst. Die Einnistung des genetisch fremden Embryos wird ermöglicht
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Zertifizierte Fortbildung
Internistische Probleme in der Gravidität
durch komplexe immunologische Veränderungen mit Ausbildung einer Immuntoleranz. Eine ausreichende Versorgung des Fetus über die Plazenta erfordert eine vermehrte Durchblutung des uteroplazentaren Stromgebietes auf mehr als 500 ml/min in der 40. Schwangerschaftswoche (SSW). Dafür erfolgen bereits im 1. und 2. Trimenon enorme funktionelle und strukturelle Anpassungen im maternalen Herz-Kreislauf- und Atemsystem sowie eine Trophoblasteninvasion in das plazentanahe uterine Gefäßbett. Die Herz-Kreislauf-Anpassungen können vor allem bei vorbestehenden Herzerkrankungen zu kardiovaskulären Ereignissen und maternaler Mortalität sowie kindlic
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