Leben in der Matrix. Zur Vielfalt und Einheit der Moderne

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REPORT


ben in der Matrix. Zur Vielfalt und Einheit der Moderne Verena Gebhart · Martin Steinlechner

Zusammenfassung:  Eisenstadts Konzeption von multiple modernities fokussiert auf eine primär kulturelle Interpretation der Moderne, die angesichts zunehmender struktureller Verflechtungen im Globalisierungsprozess nicht mehr hinreichend scheint. Unser Vorschlag einer dialektischen Vermittlung von Vielfalt und Einheit soll diese Problematik durch die Zusammenführung der kulturellen, strukturellen und institutionellen Dimensionen der Moderne auflösen. Dazu greifen wir auf die Foucault’sche Idee des Dispositivs zurück und entwickeln daraus die Denkfigur einer Matrix der Moderne. Geeignetes Instrument für deren Beschreibung ist eine ebenfalls an Foucault orientierte Dispositivanalyse, die eine theoretische wie empirische Ausleuchtung der Moderne erlaubt. Schlüsselwörter:  Moderne · Multiple Modernities · Dispositiv · Matrix · Dialektik von Vielfalt und Einheit

Living in the matrix. On diversity and unity of modernity Abstract:  Eisenstadts conception of multiple modernities focuses on a primarily cultural interpretation of modernity. In view of increasing structural interdependences during the ongoing process of globalisation this seems no longer sufficient. Our proposal of a dialectic mediation of diversity and unity intends to dissolve that problem by merging the cultural, structural and institutional dimensions of modernity. For this purpose we pick up Foucault’s idea of the dispositive to introduce the figure of a ‘matrix of modernity’. An adequate instrument for its description is an also Foucauldian analysis of dispositives, allowing a theoretical as well as empirical observation of modernity. Keywords:  Modernity · Multiple modernities · Dispositive · Matrix · Dialectic of diversity and unity

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 V. Gebhart () · M. Steinlechner Institut für Soziologie, Universität Innsbruck, Universitätsstraße 15, 6020 Innsbruck, Österreich E-Mail: [email protected] M. Steinlechner E-Mail: [email protected]

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V. Gebhart und M. Steinlechner

1 Einleitung „Der Begriff multiple modernities steht für eine Sicht der heutigen Welt – wie der Geschichte und der Merkmale des Zeitalters der Moderne überhaupt –, die den im wissenschaftlichen wie auch im allgemeinen Diskurs lange Zeit vorherrschenden Sichtweisen zuwiderläuft.“ (Eisenstadt 2006b, S. 473) Mit seinem Konzept der multiple modernities ist Shmuel Eisenstadt angetreten, die populären evolutionistischen Annahmen klassischer Modernisierungstheorien, aber auch strukturfunktionalistische Modelle von Moderne und Modernisierung zu kontrastieren. Eine Auseinandersetzung mit seinen zivilisationsvergleichenden Studien von Modernisierungs- und Entwicklungsprozessen provoziert dabei in erster Linie die Frage, ob sein Verständnis von Moderne die ‚heutige Welt‘ immer noch hinreichend erklären kann oder ob gerade im Hinblick auf den sozialen Wandel neue Aspekte Berücksichtigung verlangen. Insbesondere vor dem Hintergrund eine