Neue Wege der Schlaganfallversorgung
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Schwerpunkt Neurologie
Telemedizinische Konzepte
Neue Wege der Schlaganfallversorgung Nino Rocha, Klinik für Neurologie, Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Die Behandlung des Schlaganfalls ist zeitkritisch. Insbesondere in entlegenen Landstrichen müssen neue Wege der Versorgung gegangen werden, um allen Patienten eine im Ergebnis möglichst gleichwertige Behandlung zukommen zu lassen. Seit über 20 Jahren arbeiten regionale Netzwerke weltweit daran, die Versorgung des akuten Schlaganfalls flächendeckend zu optimieren.
L
aut Weltgesundheitsorganisation versterben weltweit etwa 7 Mio. Menschen pro Jahr infolge eines Schlaganfalls [1]. Allein in Deutschland treten pro Jahr ca. 300.000 neue Schlaganfälle auf. Während etwa ein Drittel der Patienten binnen eines Jahres nach Akutereignis verstirbt, bleiben mehr als 50 % der Patienten dauerhaft hilfsbedürftig oder müssen erhebliche Beschränkungen des täglichen Lebens hinnehmen. Obwohl mittlerweile mit der i.v.-Thrombolyse und Thrombektomie bedeutende Fortschritte bei der Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls etabliert wurden, steht das zeitgerechte Angebot dieser Therapien keineswegs allen Patienten gleichermaßen zur Verfügung. Spezialisierte Behandlungseinrichtungen (Stroke Units, neurovaskuläre Zentren) finden sich vorwiegend in Ballungsräumen, sodass sich der Transport der Patienten aus entlegenen Gebieten infolge der Behandlungsverzögerung nachteilig auswirken kann. Telemedizinische Versorgungsstrukturen können die notwendige neurovaskuläre Kompetenz an jedem Ort bereitstellen. Im Rahmen der Regelversorgung sind deutschlandweit bereits mehrere Schlaganfallnetzwerke etabliert, sodass bereits von einer routinemäßigen telemedizinischen Anwendung der i.v.-Thrombolyse gesprochen werden kann. Die folgerichtige Etablierung eines flächendeckenden Thrombektomieangebots stellt die nächste große Herausforderung dar. CARDIOVASC 2020; 20 (5)
Historische Situation Seit Zulassung der i.v.-Thrombolyse zur Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls und gesicherter Evidenz der Überlegenheit einer Versorgung in einer spezialisierten Behandlungseinrichtung (Stroke Unit [2]), wird das Ziel einer flächendeckenden und zeitgerechten Versorgung für alle Patienten formuliert. Vor etwa 20 Jahren etablierten sich infolge dessen die ersten deutschen Schlaganfallnetzwerke (TEMPiS im Südosten Bayerns, TESS im Osten Baden-Württembergs) [3]. Dieser Anfang war deutlich von der Idee geprägt, dass Telemedizin im Rahmen der Schlaganfallversorgung „nur“ ein Provisorium darstellt, bis auch in der entlegensten Region eine zertifizierte Stroke Unit etabliert ist. Insbesondere in der Neurologie war das Verhältnis zu Telekonsildiensten von Vorbehalten geprägt, denn Konsile ohne physikalische Anwesenheit des Untersuchers am Bett des Patienten müssten stets die Ausnahme darstellen, so die herrschende Meinung [4]. Zu dieser Zeit waren Art und Umfang der telemedizinischen Versorgung weitgehend durch bestehende technische Grenzen (Bandbreite, Verfügbarkeit entsprechender Technik) limitiert. Parallel
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