Paradigmenwechsel in China - Die neue Antriebsvielfalt

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REPORT


radigmenwechsel in China – Die neue Antriebsvielfalt Der chinesische Markt gilt weltweit als Trendsetter der Elektro­ mobilität. Künftig scheint die chinesische Führung jedoch verstärkt auf andere Antriebskonzepte zu setzen. Verbrennungsmotoren gewinnen damit wieder an Bedeutung.

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© [M] Volkswagen

CHINA IM UMBRUCH

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich China bekanntlich als Treiber der weltweiten Automobilwirtschaft etabliert: Ein riesiger, aufblühender Markt, gepaart mit der fast unbändigen Konsumlaune aufgrund des neuen Reichtums, führte zu immer größeren Absatzraten. Auch wenn der Marktmotor China 2018 und 2019 ins Stottern geraten ist – die Zulassungszahlen lagen deutlich unter Vorjahr –, ist die Mittel- und Langfristprognose, insbesondere im Vergleich mit den USA und Europa, nach wie vor positiv. Ein Baustein der Mobilitätsstrategie im Reich der Mitte war und ist der Elektroantrieb. China hat dieses Thema aus drei unterschiedlichen Gründen vorangetrieben: erstens zur Reduzierung der Abhängigkeit von Rohöl, zweitens zum Eindämmen der Luftverschmutzung, und drittens erhoffte man sich so einen Technologievorsprung gegenüber der Otto- und Dieselmotortechnik der tradierten Märkte. Zumindest im Bezug auf die Ölabhängigkeit ist diese Stra­ tegie bislang nicht aufgegangen. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung muss die chinesische Regierung seit Ende der 1990er-Jahre notgedrungen auf Ölimporte zurückgreifen, um den wachsenden Energiebedarf zu stillen, und schon genauso lange versucht sie erfolglos, die Quote wieder zu verringern. Aktuell liegt der Importanteil bei rund 70 %. Viele Regionen, die Öl nach China liefern, gelten als politisch instabil. Und bei einem Konflikt beispielsweise im Nahen Osten könnten etwa 50 % der Ölimporte innerhalb von Tagen oder Wochen stark unter Druck geraten. Daher reifte schon in den 1990er-Jahren der Gedanke, Strom aus inländischer Kohle zu erzeugen und für Elektrofahrzeuge zu nutzen. In den Folge­ jahren gab es erste F&E-Aktivitäten und dann eine Fülle von Umsetzungsprojekten. STA ATLICHE REGULIERUNGEN

Parallel wurden zahlreiche staatliche Verordnungen erlassen, die allerdings oftmals nicht von langer Dauer waren und in der Regel alle sechs Monate geändert wurden. Aus der Vielzahl an Regulierungen haben sich in den vergangenen Jahren einerseits die NEV-Richtlinie (New Energy Vehicle) und andererseits das noch wichtigere Flottenverbrauchsziel im Rahmen der Corporate Average Fuel Consumption (CAFC) als zentral herauskristallisiert. Bei der NEV-Regulierung handelt sich um ein komplexes Quoten- und Bonussystem, bei dem sogenannte Credit Points vergeben werden und das auch die Mehrfachzählung bestimmter Fahrzeuge zulässt. Als NEV-konform galten zunächst Elek­ trofahrzeuge mit Batterie oder Brennstoffzelle sowie Plug-inHybridfahrzeuge. „Nach der Einführung dieses Bonussystems zeigte sich im Lauf der Zeit, dass die Hersteller zu viel Gewicht auf die NEV-Richtlinie legten und sich der Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor insgesamt erhöhte“, erläutert Nicole Steiger von