Psychoedukation mit Krebspatienten
- PDF / 356,005 Bytes
- 9 Pages / 595 x 792 pts Page_size
- 0 Downloads / 171 Views
Joachim Weis1 · Ulrike Heckl 1
Stiftungsprofessur Selbsthilfeforschung, Medizinische Fakultät Universität Freiburg, Tumorzentrum/Comprehensive Cancer Center, Freiburg, Deutschland
Psychoedukation mit Krebspatienten Hintergrund und wissenschaftliche Evidenz Hinführung zum Thema Neben psychotherapeutischen Maßnahmen bei Krebspatient*innen mit komorbiden psychischen Störungen sind insbesondere bei subklinisch ausgeprägten Belastungen und Problemlagen psychoedukative Interventionen geeignet, Krebspatient*innen in ihrer Krankheitsverarbeitung zu unterstützen. Psychoedukation wird in allen Bereichen der psychoonkologischen Versorgung eingesetzt. Dieser Übersichtsartikel gibt einen Überblick über die Konzepte und die wissenschaftliche Evidenz.
Was sind psychoedukative Interventionen? Psychoedukative Interventionen sind spezifische Interventionen, die auf Informationsvermittlung, Wiedergewinnung von Kontrolle und psychosoziale Unterstützung ausgerichtet sind [12]. Hierbei werden Strategien zum Selbstmanagement über zielgerichtete Beratung, erfahrungsorientierte Übungen und Handlungsanweisungen bei verschiedenen Problemlagen vermittelt. Psychoedukative Interventionen können sowohl in Einzelbehandlung als auch in der Gruppenbehandlung durchgeführt werden. In der S3-Leitlinie für psychosoziale Diagnostik, Beratung und Behandlung erwachsener Krebspatient*innen (im Folgenden S3-Leitlinie Psychoonkologie genannt) werden sie definiert als standardisierte, multimodale, interaktive Interventionen mit einem breiten Spektrum von Themen wie Krankheitsinformation, Gesundheitsverhalten, Stressmanagement, Krankheitsbewältigung
und psychosozialer Unterstützung [1]. Standardisiert bedeutet in diesem Zusammenhang das Vorhandensein eines Curriculums mit Lernzielen und eines Manuals mit der Vorgabe von didaktischen Vorgehensweisen. Multimodal beinhaltet die Verwendung unterschiedlicher, insbesondere auch interaktiver und aktivierender didaktischer Methoden. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei das Erlernen von Strategien der Selbstkontrolle durch Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder gelenkte Imagination, die dem Patienten Strategien an die Hand geben, Stresssituationen in Zusammenhang mit der Erkrankung, Diagnostik oder Behandlung besser bewältigen zu können [21]. Gruppenbasierte Ansätze im Bereich der Psychoedukation können in Form von verschiedenen thematisch oder diagnosespezifisch ausgerichteten Programmen durchgeführt werden. Gruppeninterventionen ermöglichen den Betroffenen die Erfahrung einer direkt erfahrbaren emotionalen Unterstützung durch Mitpatient*innen. Ebenso können die Teilnehmer*innen über das Feedback der Gruppenmitglieder ihre eigenen Einstellungen und ihr eigenes Handeln überprüfen. Belastende Erfahrungen und negative Gefühle können unter Gleichbetroffenen leichter zum Ausdruck gebracht werden, ohne dass eine Stigmatisierung befürchtet werden muss. Dadurch wirken Gruppenerfahrungen einer Tendenz zu sozialer Isolation und sozialem Rückzug entgegen. Aus der Identifikation mit anderen kann
Data Loading...