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Komplexe Historie der Syphilis ÿ Die Bedeutung des APOE-Genotyps für die Musterverarbeitung im Hippocampus ÿ Keine Wirksamkeit von Chloroquin/Hydroxychloroquin gegen COVID-19 ÿ
DOI: 10.1007/10.1007/s12268-020-1504-1 © Springer-Verlag GmbH 2020
Mikroorganismus in den Schlagzeilen
Komplexe Historie der Syphilis TPE-Stämmen, und das KM14-7-Genom ist basal zu TPE und TEN. Das direkte Schwestergenom von CHS119 stammt aus Mexiko; möglicherweise handelte es sich dabei allerdings um ein Artefakt beruhend auf in beiden Genomen fehlenden Sequenzabschnitten. Gemäß molekularer Uhr lebte der letzte gemeinsame Vorfahre der T. pallidum-Familie mindestens 2000 Jahre v. Chr. TPE und TEN dürften sich zwischen dem 4. Jh. vor und dem 12 Jh. nach Chr. getrennt haben. Die letzten gemeinsamen Vorfahren der Erreger der venerischen Syphilis bzw. der Frambösie lebten vermutlich im 12. bis 16. Jh., bzw. im 14. bis 16. Jh. Erst in der Neuzeit teilten sich dann die TPA in die Cluster Nichols und SS14. Wahrscheinlich besaßen die vier alten europäischen Genome bereits alle TPA-Virulenzfaktoren. Karen Giffin et al. (Sci Rep (2020) 10:9499) identifizierten in einem litauischen Skelett aus dem späten 15. Jh. neben Yersinia pestis ebenfalls ein TPEGenom. Y PD28 und SJ219 repräsentieren die ältesten TPA-Genome in Europa. Zumindest SJ219 stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der vorkolumbianischen Periode. Zusammen mit den beiden anderen Genomen und Hinweisen auf Rekombinationsereignissen ergibt sich das Bild einer großen Treponema-Diversität (insbe-
sondere auch der Syphilis-Erreger) im frühen Europa, das nicht zu dem Bild eines einzigen neu eingeführten Syphilis-Stammes in ein bisher Syphilis-freies Gebiet passt. Es schließt aber die zusätzliche Einführung eines neuen Stammes aus Amerika bzw. Afrika oder die erst in Europa erfolgte Bildung eines Stammes durch Rekombination zwischen außereuropäischen und europäischen Stämmen nicht aus. Denkbar ist zudem, dass die Syphilis-Epidemie um 1500 nicht oder nicht nur von TPA, sondern von einer anderen Treponema-Unterart (mit-)ausgelöst wurde. Johannes Sander, Halver ó
Bild: CDC/ David Cox.
Verschiedene Unterarten von Treponema pallidum rufen die geschlechtlich übertragene (venerische) Syphilis (T. p. pallidum: TPA), die nicht geschlechtlich übertragene Syphilis (T. p. endemicum: TEN) und die Frambösie (T. p. pertenue: TPE) hervor, drei sehr ähnliche Krankheiten (wobei die letzten beiden heute auf die (Sub-)Tropen beschränkt sind). Historische Berichte einer großen Syphilis-Epidemie Ende des 15. Jahrhunderts führten zu dem Schluss, die Krankheit könnte aus dem neu entdeckten Amerika nach Europa gelangt sein (Kolumbustheorie). Andere Überlieferungen und Knochenfunde sprechen für ein bereits früheres Vorkommen der Krankheit in Europa, sind aber nicht eindeutig. ó Kerttu Majander et al. (Curr Biol (2020) 30:1–16) isolierten jetzt aus vier frühneuzeitlichen (und möglicherweise sogar präkolumbischen) europäischen Skeletten mehr oder weniger vollständige T. pallidum-Genome. In einem phylogenetischen Baum
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