Arzneimittelinteraktionen im Alter. Wechselwirkungen werden meist ignoriert
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E. Beubler1
Arzneimittelinteraktionen im Alter
„Die meisten Menschen sterben an ihren Arzneien, nicht an ihren Krankheiten“, lässt Molière (1622-1673) seinen Akteur dem eingebildeten Kranken an den Kopf werfen. Die Menschen werden immer älter und sind auch länger krank. Multimorbidität erfordert oft Polypragmasie und zehn bis 15 verschiedene Arzneimittel für einen Patienten sind heute keine Seltenheit. Mehrere Arzneimittel bedingen: Zunahme der Nebenwirkungen ■ ■ Zunahme der Wechselwirkungen ■ ■ Zunahme funktioneller Störungen ■ ■ Abnahme der Patienten-Compliance ■ ■
Foto: PhotoDisc
Laut WHO verlässt ein Patient ein Krankenhaus mit durchschnittlich vier bis fünf verordneten Arzneimitteln. Andererseits sinkt die Compliance ab drei Arzneimitteln extrem. Es gilt also eine hierarchisch geordnete Diagnostik zu erstellen und, was die Arzneitherapie betrifft, Schwerpunkte zu setzen, während begleitende Erkrankungen unter Umständen nicht medikamentös behandelt werden müssen. Wechselwirkungen zwischen den verordneten Arzneimitteln, aber auch den
ohne Verordnung eingenommenen Arzneimitteln, finden nachweislich zu wenig Beachtung. Dabei kann ein weggelassenes Medikament möglicherweise viele Arzneimittelinteraktionen verhindern1. Das Risiko einer Interaktion beträgt bei zwei Arzneimitteln 13 Prozent, bei vier Arzneimitteln 38 Prozent und bei sieben Arzneimittel 82 Prozent2. Laut FDA werden immerhin vier Prozent der Arzneimittelinteraktionen als gefährlich beziehungsweise als bedenklich eingestuft3. Bei 56 Prozent der Patienten zwischen 70 und 103 Jahren treten unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auf und davon werden 4,6–22 Prozent durch Interaktionen hervorgerufen4. Auch Patienten, die aus Kliniken entlassen werden, erhalten häufig Arzneimittelkombinationen, die potentielle Interaktionen hervorrufen und die in 12,2 Prozent der Fälle als schwerwiegend bezeichnet wurden5. Oft kommt es zur Verordnung vieler Arzneimittel weil: ■ ■ verschiedene Fachärzte verschiedene Therapien empfehlen ■ ■ Therapien zu lange durchgeführt werden ■ ■ Nebenwirkungen mit weiteren Arzneimitteln behandelt werden
Für ältere, multimorbide Patienten keine Seltenheit: zehn und mehr verschiedene Medikamente.
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3/2009
© Springer-Verlag
Foto: Sissi Furgler
Wechselwirkungen werden meist ignoriert.
Univ.-Prof. Dr. Eckhard Beubler
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unwirksame Arzneimittel mit wirksamen kombiniert anstatt durch solche ersetzt werden zusätzlich Selbstmedikation betrieben wird.
Das Risiko von Arzneimittelinteraktionen steigt letztlich noch bei Arzneimitteln mit geringer therapeutischer Breite, bei Arzneimitteln mit steilen Dosiswirkungskurven, bei Polypragmasie (laut FDA also bei mehr als sechs Arzneimitteln pro Patient) und bei Einschränkung der funktionellen Kapazität der Organe des Patienten. Vor allem post stationär ist es daher wichtig den Patienten über die notwendigen Arzneimittel aufzuklären, einen schriftlichen Therapieplan mit Beginn und Ende einer Therapie zu erstellen und zusätzliche Mittel wie Vitaminpräparate, Nahrungsergänzungsstoffe und Li
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