Depersonalisation als Dimension des Burn-out-Syndroms bei Onkologen
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Frank Wörler1 · Frank Gieseler2 1 2
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Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland Klinik für Hämatologie und Onkologie, Ethik und Palliativmedizin in der Onkologie, UKSH, Universitätskrankenhaus Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland
Depersonalisation als Dimension des Burn-out-Syndroms bei Onkologen Warum es nicht nur um die Arbeitszeiten geht SeitvielenJahrenzeigennationale und internationale Studien zur Gesundheit und Zufriedenheit am Arbeitsplatz, dass sich das Burn-out-Syndrom (BOS) zu einem schwerwiegenden Problem in der Onkologie entwickelt hat [4]. Dies betrifft nicht nur die Ärzteschaft, sondern auch andere Gesundheitsberufe wie die Pflege oder das Personal im Sozialdienst. Langzeitstudien in verschiedenen Ländern haben gezeigt, dass fast 50 % aller Onkologen an mindestens einer Dimension des BOS leiden, meist an emotionaler Erschöpfung (EE) oder Depersonalisierung (DP). Bereits 2012 sah sich deshalb die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie (DGPPN) dazu veranlasst, mit einem Positionspapier auf dieses gesellschaftlich relevante Thema hinzuweisen [2]. Es besorgniserregend, dass die Zahl an Onkologen mit schwerwiegenden Burn-out Symptomen dennoch weiterhin alarmierend hoch ist [8]. Obwohl es eine Diskussion über die Definition des BOS und dessen Abgrenzung zur depressiven Episode gibt [1, 3], bleibt unbestritten, dass die KonsequenZ
Autor Prof. Dr. Frank Gieseler UKSH, Universitätskrankenhaus Schleswig-Holstein, Lübeck
zen nicht nur für die betroffenen Ärzte, sondern auch für die Patienten bedrohlich sind [12]. Studien haben gezeigt, dass schwerwiegende Folgen für das Gesundheitssystem (geminderte Produktivität, steigende Kosten, hohe Personalfluktuation), die Patientenversorgung (geringere Versorgungsqualität, mehr medizinische Fehler) und die Ärzte selbst (Drogenmissbrauch, Depression, Selbstmordgedanken) resultieren können [13]. Das anerkannte Messinstrument zur Erfassung des BOS ist das Maslach Burnout Inventory (MBI). Mit diesem Instrument wurden in den mehr als 35 Jahren seit seiner Erstveröffentlichung umfassende Forschungen durchgeführt. Aus dem MBI wurde speziell für medizinisches Personal der Human Services Survey for Medical Personnel (MBI-HSS MP) entwickelt, der die 3 Dimensionen des BOS erfasst [7]: 4 Emotionale Erschöpfung (EE) misst das Gefühl, durch die eigene Arbeit emotional überfordert und erschöpft zu sein. 4 Depersonalisation (DP) misst eine gefühllose und unpersönliche Reaktion gegenüber Patienten. 4 Persönliche Leistungsfähigkeit misst empfundene Kompetenz und Erfolg in der Arbeit. Studien mit onkologischen Ärzten haben übereinstimmend gezeigt, dass v. a. 2 dieser Dimensionen, nämlich EE und DP, besonders häufig genannt werden [9]. In
der Forschungsliteratur und in gesundheitspolitischen Diskussionen wird die EE häufig als ein besonders beeindruckendes Symptom des BOS genannt. Ein Grund für diese Akzentuierung dürfte sein, dass Patien
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