Der hypertensive Notfall

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REPORT


Übersichten Med Klin Intensivmed Notfmed https://doi.org/10.1007/s00063-020-00728-6

M. Strauss1,2 · R. Leischik2 · U. Jehn3 · J.-S. Padberg1 · R. Pistulli1 · P. Kümpers3 · H. Reinecke1 1

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

Klinik für Kardiologie I: Koronare Herzerkrankung, Herzinsuffizienz und Angiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland 2 Klinik für Kardiologie, Lehrbereich Prävention und Gesundheitsförderung, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Hagen, Deutschland 3 Medizinische Klinik D, Allgemeine Innere Medizin und Notaufnahme sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Der hypertensive Notfall Empfehlungen zum initialen medikamentösen Therapiemanagement Einleitung

Definitionen

Die arterielle Hypertonie ist eine hoch relevante Ursache für verlorene Lebensjahre und eine der häufigsten Todesursachen weltweit [19]. Der hypertensive Notfall stellt dabei eine Akutmanifestation der arteriellen Hypertonie dar, die unmittelbar behandlungsbedürftig ist. Er ist charakterisiert durch eine klinische Symptomvielfalt und verantwortlich für bis zu einem Viertel aller Vorstellungen in der Notaufnahme [40]. Im unbehandelten Zustand hat die arterielle Hypertonie einen zentralen Stellenwert im raschen Fortschreiten von kardiovaskulären Erkrankungen und frühere Studien zeigen 90-Tage-Mortalitätsraten von bis zu 11 % [13, 33]. Charakteristisch für den hypertensiven Notfall ist ein hoher Blutdruck (RR > 180/110 mm Hg), der mit akut induzierten Organschäden oder einer akuten Verschlechterung vorbestehender Organschäden assoziiert ist. In diesen Fällen ist eine notfallmäßige, aber überlegte, medikamentöse Blutdrucksenkung indiziert. Die europäische Leitlinie zur Behandlung der arteriellen Hypertonie hat sich zuletzt im Jahr 2018 in zentralen Punkten verändert. Dieser Übersichtsartikel hat zum Ziel, Empfehlungen (die sich an [inter]nationalen Leitlinien und am Expertenkonsens orientieren) hinsichtlich des initialen medikamentösen Therapieregimes zu vermitteln.

Der hypertensive Notfall ist durch einen akuten Blutdruckanstieg auf >180/ 110 mm Hg definiert. Nach einem Positionspapier der European Society of Cardiology (ESC) ist zur weiteren Einordnung entscheidend, ob dieser Zustand mit einer akuten induzierten Organschädigung oder einer akuten Verschlechterung einer schon vorbekannten Endorganschädigung einhergeht [32]. Sind diese beiden Punkte zutreffend, liegt definitionsgemäß ein hypertensiver Notfall vor. Charakteristisch für den hypertensiven Notfall ist eine Lebensbedrohlichkeit, die eine sofortige adäquate stationäre (üblicherweise intravenöse) Blutdrucksenkung erfordert. Allerdingst steht in der Akutsituation in der Wahrnehmung die Blutdruckentgleisung als solche häufig hinter der akuten Organschädigung zurück. Eine weitere Form ist die hypertensive Dringlichkeit, die durch einen akuten Blutdruckanstieg ohne Endorganschädigung charakterisiert ist. . Abb. 1 liefert einen Überblick über die Evaluation u