Die (schwer) verletzte schwangere Patientin aus Sicht der Radiologie

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REPORT


Die bildgebende Untersuchung der verletzten schwangeren Patientin bewegt sich aus Sicht der Radiologie in einem Spannungsfeld: Einerseits ist die Wahrscheinlichkeit für das Vorkommen relevanter Verletzungen bei schwangeren im Vergleich zu nichtschwangeren Frauen erhöht, und eine umgehende sowie zuverlässige Diagnostik sind daher unerlässlich [1, 2]. Andererseits sind schädigende Einflüsse durch ionisierende Strahlung auf das ungeborene Kind und die Mutter auf ein Minimum zu reduzieren, um teratogene und kanzerogene Spätfolgen zu verhindern [3–5]. Die Maxime jeglicher Anwendung ionisierender Strahlung folgt daher auch bei der schwangeren Patientin dem Prinzip „as low as reasonably achievable“ (ALARA), um die Strahlenbelastung nach vernünftiger Abwägung von Vor- und Nachteilen so gering wie möglich zu halten [6, 7]. Umfragen unter Gynäkologen und Radiologen haben allerdings deutliche Defizite im Wissen und in der Einschätzung potenzieller Risiken typischer Röntgenund CT-Untersuchungen für den Fetus sowie die Mutter aufgezeigt, die teils zu verspäteter Diagnostik und Therapie, unnötiger Angst der Patientinnen oder sogar einem ungerechtfertigten Abbruch der Schwangerschaft führen können [8, 9]. In diesem Beitrag sollen daher die Risiken ionisierender Strahlung auf die schwangere Frau und das ungeborene Kind mit konkreten Handlungsvorschlägen diskutiert werden, um einerseits im Trauma-Setting verhältnismäßige Diagnostik durchzuführen und andererseits strahlenassoziierte Risiken zu minimieren.

M. Armbruster · V. Koliogiannis Klinik und Poliklinik für Radiologie, LMU Klinikum München, München, Deutschland

Die (schwer) verletzte schwangere Patientin aus Sicht der Radiologie Trauma der schwangeren Frau Dem ALARA-Prinzip folgend werdenfür die Anwendung ionisierender Strahlung bei polytraumatisierten Patientinnen die Vor- und Nachteile abgewogen, und diese sollte nur erfolgen, wenn die zu erwartenden Vorteile mögliche Nachteile überwiegen. Für eine differenzierte Betrachtung werden hierzu zunächst die traumaassoziierten Risiken adressiert. Traumata sind die häufigste maternale, nichtschwangerschaftsassoziierte Todesursache [10] und erhöhen zudem signifikant die Wahrscheinlichkeit eines fetalen Todes [11]. Die häufigsten Traumata innerhalb der Schwangerschaft sind Pkw-Unfälle, Sturz und häusliche Gewalt [12] mit dem möglichen Auftreten innerer Verletzungen. Die Wahrscheinlichkeit eines fetalen Todes steigt mit einem höheren „injury severity score“ (ISS) an [10, 12, 13].

Überlebenschan»cenDiedesbesten Fetus nach einem Trauma ergeben sich durch das maternale Überleben Die fetale Gesamtmortalität nach Trauma wird in der Literatur zwischen 1 % und 34 % angegeben und ist bei penetrierendenBauchverletzungenam höchsten [10–14]. Auch ein maternaler Tod resultiert mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Absterben des Fetus [10], wobei Fallberichte existieren, wonach eine Notfallsectio im späten dritten Trimester das Überleben des Fetus auch im Todesfall der Mutter ermöglichte. Insgesamt

ist jedoch festzuhalten, dass sich die bestenkindlichen